"Bleach", das erste offizielle Output der Band, der heute noch sehr sehr oft hinterhergetrauert wird, präsentiert auf der A-Seite viele relativ kurze (ca. 2:40 Minuten) Songs, die noch äußerst stümperhaft eingespielt und vorallem eingesungen wurden!
Ja, ich gehöre nicht zu der Generation, die das alles erlebt hat und ich habe, Asche auf mein Haupt, "Smells like Teen Spirit" vom späteren Werk erst 2, 3 mal gehört und das ist auch schon ein paar Jahre her. Ich kann nicht sagen, dass mir diese Musik hier irgendwas gibt. Mein Vorschreiber hat hier immerhin in einem Punkt recht behalten, nämlich dass die Lieder auf "Bleach" immerhin einen gewissen Charme innehaben.
Die ein oder andere Passage auf dem ein oder anderen Lied klingt sogar gut, wie beispielsweise der Mittelteil von "Floyd the Barber", 2/3 von "School", manch ein Intro etc. Das reicht aber nicht, um immerhin an die Nähe von Durchschnitt zu kommen. Meinetwegen kann man sich gerne rebellisch zeigen und mit Lärm auf sich aufmerksam machen und das Establishement für irgendwas verfluchen, nur weil man mit sich selbst zufrieden ist. Aber bei allem, was euch irgendwie wichtig ist, kommt doch nicht mit sowas! Ich meine wenn ein Coversong das beste Lied auf dem Album ist, dann muss man doch kapieren, dass etwas mit einer solchen Band nicht stimmt! Kurt Cobain gibt sich nicht einmal Mühe zu singen, und es gibt eine Menge Sänger, die dennoch etwas halbwegs vernünftiges rauslassen, ohne eine Gesangsausbildung gemacht zu haben. Die Gitarren wollen einem scheinbar nur auf das Fell gehen und der Schlagzeuger scheint der einzige zu sein, der nicht einmal zu 100% im Takt spielen kann! Leute, bitte, ihr seid nicht cool, ihr seid nicht rebellisch, ihr seid einfach nur peinlich! Jetzt kommen sicherlich wieder welche an und sagen "ey, das ist eben die Art, wie Nirvana Musik gemacht haben, erwartest du ernsthaft, dass Musik immer gleich klingt und gut sein muss?" Meinetwegen ist das Geschmackssache, ich sag aber nur soviel: ich könnte jede Bandprobe einer beliebigen Garagenrockband aufnehmen, die sich bei ihren ersten 5 - 10 Proben erstmal warmspielen muss, es würde ähnlich klingen wie hier.
Lieder wie "Paper Cuts" und "Negative Creep" sagen schon alles aus: "mir ist alles scheißegal" tönt aus jeder Sekunde des Liedes. Schön, dann legt die Instrumente weg, koch dir 'nen Löffel und starr weiter in die Leere, wenn du es schon so konsequent zeigen musst. Ich kann ja vieles tolerieren, aber wie gesagt, man sollte Musik nur dann machen, wenn man auch Musik machen will, scheinbar reichte den Jungs damals das Geld für das Heroin nicht mehr und weil es keine Frauen waren mussten sie eben gewisse umständlichere Wege gehen, um an Kohle zu kommen.
Ja, "Bleach" lässt mich weiterhin zwiegespalten. Auf der einen Seite ertrage ich diese Arroganz und zugleich geistige Armut dieser Band nicht, die meint mit Geschrammel allein könnte man "harte" Musik machen. Das haben Drogenfreunde schon vor euch bewerkstelligt, besser versteht sich und das ohne auf irgendwelche Ansprüche und auf Selbstrespekt zu verzichten. Dann aber machen Nirvana ein Lied wie "Scoff" und bringen ihre Scheißerattitüde doch mal gut auf Scheibe und schaffen es tatsächlich einen guten Song zu schreiben, mit allem, was eben die Band ausmacht, aber im Rahmen dessen, was man in zivilisierten Kreisen als Musik bezeichnen kann.
Natürlich macht es keinen Unterschied für Nirvanakenner, ob ich dieses Album jetzt hochlobe, und damit als einer von Ihnen zähle, oder ob ich das Album eben ehrlich nach meinen Eindrücken bewerte, also zugebe, dass das hier für mich nichts als provokativer, schlecht gemachter Lärm ist - mit Betonung auf "schlecht gemachter" - und man mich wohl deshalb als Ketzer bezeichnen würde, weil ich den Rock 'n' Roll nicht spüre, aber seien wir mal ehrlich, wieviele Bands im Genre des Rocks und Metals und des Grunges gab es davor und danach, die entweder das schon (besser) gemacht haben, was Nirvana hier machten, oder das daraufhin machten, was Nirvana machten und dabei besser als ihre Vorbilder waren? Ich muss euch leider enttäuschen, aber dieses Rebellische, was eurer Meinung nach aus diesem Album herausschimmert ist einfach nur eine Phase eurer Jugend gewesen, die zu der Zeit ein wenig angesagt war und was eure Eltern nicht verstanden haben. Im heranwachsenden Alter distanziert man sich zunehmend von dem Zeug, weil man auch nicht mehr kapierte was in einen gefahren ist, sowas zu feiern, ähnlich wie bei mir und Slipknot oder Bullet for my Valentine, die in meiner Jugend auch zum ganz harten Shit zählten, rebellisch und hart und Elternschreck und gegen das Establishement oder wasauchimmer. Wenn jemand das Album als Kindheitserinnerung lieben gelernt hat, dann ist das natürlich eine subjektive Liebeserklärung, die ich jederzeit respektiere und nachvollziehen kann, alles andere ist Gewäsch und bewertet ein Album dieser Art völlig über.
Punkte: 5 / 10