Eagles The Complete Greatest Hits (2003) - ein Review von Lord

Eagles: Complete Greatest Hits, The - Cover
1
1 Review
4
4 Ratings
8.25
∅-Bew.
Aka: Very Best Of, The
Typ: Compilation/Best-Of
Genre(s): Pop: Pop-Rock


Lord
18.03.2012 12:26

Ich bin wahrlich kein Fan von Best-Ofs - das kaufen meist Leute, die sich ihrer Sache nicht sicher sind und sich nicht in den Backkatalog einer Band vertiefen wollen. Oberflächliche Musikhörer...

The Eagles jedoch ist eine Band, deren Songs entweder brutal gut oder aber eher langweilig sind. Oft verlieren sie sich im Kitschsumpf oder säuseln nichtssagend vor sich hin um dann im nächsten Moment eine absolute Granate der Schönheit auf den Konsumenten loszulassen. Und eben genau diese Granaten sind so ziemlich alle auf diesem Best-Of Album enthalten.

Natürlich angeführt vom Überhit "Hotel California", den wohl jedes Kind kennt. Und genau da liegt das vermeintliche Problem: Die sehnsüchtig anmutende Melodie, die melodischen Soli und das laid back-feeling des Songs können irreführen, geht es doch im Text um eine nicht ganz so entspannte Sache. Zwar sagen die Musiker selbst, dass es darin um die Desillusion des "american dreams" geht, über Konsum und Materialismus, deren Preis man zu bezahlen hat - doch der Text spricht eine andere Sprache. Ein müder Reisender stoppt Nachts um sich eine Pause zu gönnen und checkt in das Hotel California ein. Was harmlos und nett erscheint, entpuppt sich als eine Art Falle eines Zirkels, der sich Ritualen des grossen Biestes hingibt. Dieses Biest - sprich der Teufel - soll laut Aussage der Musiker für alle Sünden stehen, denen man als uA Musiker ausgesetzt ist. Kann sein, muss nicht. "You can check out anytime you like, but you can never leave.." - einmal dabei, immer dabei. Zuviel gesehen, mitgefangen. Eine deutliche Sprache. "We haven't had that spirit here since 1969" - auch das kann man als Andeutung zur damals in San Francisco/Kalifornien ansässigen Church of Satan von Anton Lavey sehen, der diese 1966 in's Leben rief. Passend dazu ist im Innencover der Gatefold-LP oben im mittleren Fenster undeutlich ein glatzköpfiger Mann zu erkennen - Lavey selbst hatte eine Glatze. Soweit die Legende - was man davon halten soll ist jedem selber überlassen. Ich finde es zumindest interessant.
Das tut der Schönheit und dem magischen Feeling des Songs keinen Abbruch - und wenn gegen Ende Felder und Walsh zum zweistimmigen Solo abheben, glaubt man sich eher im Himmel als in der Hölle ("..this could be heaven or this could be hell..") wiederzufinden.

Doch auch das intensive, durch wunderbare Harmonien versetzte "Lyin' eyes" muss sich nicht hinter dem übergrossen "Hotel California" verstecken. Es ist der perfekte Lonewolf-Song, der Soundtrack des etwas hinter sich lassens, vorwärts gehen - zwar geknickt und müde, doch mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ich würde selber gerne meinen Traum erfüllen und in einem Cabrio von Los Angeles nach Las Vegas fahren - endlose Wüstenhighways, stopp in Motels und Billard-Bars, dazu "Lyin' eyes" - perfekt.
In dasselbe Muster passt das sehnsüchtige "Tequila sunrise" - ein leichter, sonniger Song, passend zum roten Sonnenuntergang des Spätsommers, müde und zufrieden auf einer Veranda sitzend, ein gekühltes Corona in der Hand.
"Take it easy" mischt das feeling der vorher genannten Songs, man soll weiter ziehen, vorwärts. Alles wird gut. Auch "Doolin' Dalton" passt da rein und das warme "New kid in town".

...und dann wären da noch die Hammerballaden "Last resort", "Wasted time" und "Desperado". Wie soll man in Worte fassen, was diese Songs in einem schweren, an Sehnsucht und Fernweh leidenden Herzen auslösen?
"Last resort" ist textlich sehr gross - geht es um die Eroberung des Westens vom Osten. Vom ursprünglichen Amerikaner (ob da die Indianer mitinbegriffen sind entzieht sich meinen Kenntnissen), naturbelassen zum verkommerzialisierten Amerika. Nun das kann man sehen wie man will.. Denkt man an Zustände der Südstaaten, ist diese "Revolutionierung" sicher nicht verkehrt. Geht es um die Schönheit der Natur, ist jeder Überfall des reichen Mannes eine Schande.
"Desperado" ist ein trauriger Song eines Mannes der sich zu entscheiden hat, ob er sein Lonewolf-Leben weiter führen soll - oder ob er sich endlich festigen will. Wir alle kennen das. Man büsst seine Freiheit ein, findet aber Liebe.
..und da ist noch das tiefmelancholische "Wasted time".. Was soll man dazu sagen? Man soll nichts sagen, man soll es auf sich wirken lassen, sich fallen lassen... Wunderschön.

Das sind meine Favoriten. Natürlich sind nicht alle Songs toll, dennoch kann ich dieses Album empfehlen.

Punkte: 8.5 / 10


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