Iced Earth The Glorious Burden (2004) - ein Review von Leodoom

Iced Earth: Glorious Burden, The - Cover
3
3 Reviews
63
63 Ratings
7.44
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal, Power Metal


Leodoom
24.07.2010 04:41

Was las ich da letztens noch gleich in einem Sabaton-Interview: "Wir haben einen guten Indikator für die Qualität neuer Aufnahmen gefunden: Selbst wenn all unsere Freunde die neuen Aufnahmen wie immer über den grünen Klee loben, hat jeder einen anderen Favoriten auf dem Album." So müsste man es wohl auch bei "The Glorious Burden" von Iced Earth halten: So kontrovers wie die Meinungen sind (selbst innerhalb der Befürworter dieser Scheibe) KANN sie so schlecht nicht sein.
Naja, nachmal revidieren: The Glorious Burden, 2003, Iced Earth ohne den großen Barlow, dafür mit dem großen Tim Owens. An dieser Stelle werden geschätzte 15% der Hardcore-Fans und Ewigpuristen bereits angeekelt das "nie hör ich mir den Müll an" auf den Lippen haben - tja, euer Pech, gleich vorweg gesagt haben Iced Earth nämlich auch ohne Barlow eine gute Scheibe hingelegt. Nein, keine perfekte, aber eine wirklich sehr gute und kurzweilige. Und weil hier jeder was anderes über die Songs sagt, auch von mir mal ein "Song by Song":

1. "The Star Spangled Banner
Die Ami-Nationalhymne auf E-Gitarren. Naja. Sodom haben die Deutsche auch mal verhunzt, allerdings mit rein humoristischem Ansatz. Die guten Herren hier scheinen das ernst zu meinen. Nochmals naja. Unnötig. Selbst als Intro. Und viel zu dick aufgetragen.
1/10

2. Declaration Day
Der erste richtige Song des Albums. Packt irgendwie... weniger. Der Iced Earth-Sound ist da, das Iced Earth-Songwriting nicht. Owens und der Refrain retten dann zumindest in den Durchschnitt. Der schnellere Mittelteil ist auch recht nett, insgesamt aber kein wirklich guter Einstieg.
5/10

3. When The Eagle Cries
Eigentlich eine wirklich gute Ballade, so rein musikalisch. Glatter Kandidat für 9/10. Von mir aber 2 Punkte Abzug für den selten bescheuert-patriotischen Text.
7/10

4. The Reckoning (Don't Tread On Me)
Schön schneller Einstieg, zum ersten Mal auch die gewohnt-geliebten Iced Earth-High-Speed-Zickzack-Gedächtnisriffs von Mr. Schaffer. An sich nichts besonderes, aber mehr als solide und kurzweilig. Owens singt sich ins Delirium, grandiose Gesangsleistung.
8/10

5. Greenface
Ist der Song nur auf der Digipack-Version? Naja, fehlen wird der nicht. Kurzweilig und solide, wenn auch nicht ganz so stark wie "The Reckoning", aber wieder nichts besonderes.
7/10

6. Attila
Und hier endlich das erste wirkliche Highlight des Albums! Ein episches Meisterstück, was mich entfernt an "Travel In Stygian", aber auch an die Genrekollegen von Jag Panzer denken lässt. Die Instrumentalabteilung gallopiert quer durch die Landschaft, Owens überragt als Sänger, die Songstruktur ist zum ersten Mal so RICHTIG spannend, die Melodien und Riffs so richtig packend, und der Text ausnahmsweise mal richtig gut und nicht voll überladenem Ami-Pathos. Der Refrain dürfte zu den besten der vergangenen Dekade gehören!
10/10

7. Red Baron/Blue Max
Hm... joa. Nach einem Oberhammer wie "Attila" ist der Song nur "nett", aber nicht wirklich groß. Leidet wie der Opener an einer uninspirierten Strophe, die nur vom Refrain über die Grenze der Unbrauchbarkeit gerettet wird. Der Text gehört in meinen Augen zu den schlechtesten, die es je auf eine Iced Earth-Platte geschafft haben, und das obwohls wieder kein Ami-Nationalpathos-Thema ist. Wird auf Dauer langweilig, trotz eigentlich guten Mainriffs.
5/10

8. Hollow Man
Gute Ballade. Kein Überflieger, tut aber auch nicht weh. Musikalisch nicht ganz auf dem Niveau von "When The Eagle Cries", dafür nervt der Text nicht so. Lässt mich irgendwie an "Melancholy" denken, ohne dessen Qualität zu erreichen.
8/10

9. Valley Forge
Und zum zweiten Mal ganz großes Kino! Packt von der ersten Sekunde an und lässt nicht mehr los. Der Song wird getragen von der Gesangsmelodie, die Owens perfekt umsetzt. Die Strophen sind ruhig, mit akkustischen Gitarren und fast schon geflüstertem Gesang, bevor der Refrain mit E-Gitarren losbricht. Großartiges Solo.
10/10

10. Waterloo
Wieder ein SEHR guter Song. Strophe sehr gut, wenn auch etwas lang gezogen. Refrain besticht mit grandioser Melodie, auch wenn diese "reingebrochenen" Chorparts nicht notgetan hätten. Das Potential ist schier unglaublich, leider zerstört dass nicht ganz zuende gedachte Arrangement viel von dem, was der Song hätte werden können - mit halb so langen Strophen und ohne diese komischen Chöre im Refrain hätte der Song wirklich glänzen können. Trotzdem einer der besten Tracks der Scheibe.
9.5


GHETTYSBURG-TRIOLOGIE

11. The Devil To Pay
Schon wieder die Nationalhymne? Na klasse. Zumindest hier aber gut eingebunden. flankiert von Marschtrommeln, zu denen sich zum Schluss hin Gewehr- und Kanonenschüsse gesellen. Willkommen im amerikanischen Bürgerkrieg! Eine schier göttliche Gesangslinie wird von Owens ruhiger, fast erzählerischer Stimme getragen, plötzlich bricht der Song ins Midtempo und in ein emotionsgeladenes Gitarrenlead. Dann dominieren das Riff und gelegentliche (dankbarerweise nur dezent eingesetzte) Keyboards das Bild. WIeder einmal ein großartiger Refrain. Dann bricht es ein, wieder Marschtrommeln, Akkustikgitarren, epische Melodien. Ausladender, aber keineswegs langweiliger Instrumentalpart, bis es zurück und auf bestem Weg zum letzten Refrain geht.
10/10

12. Hold At All Costs
Der Anfangspart gehört zum schönsten was ich je gehört habe. Ich bin mir nicht mehr sicher ob ich geweint habe als ich es zum ersten Mal gehört habe, es kann aber gut sein. Diese Melodie, der Text... einer der WIRKLICHEN magic moments zwischen mir und der Musik.
So viel will ich zum Rest des Songs nicht sagen, grandios wie erwartet. Diese ersten 48 Sekunden sind für mich aber mit das unglaublichste Stück Musik was je auf eine CD gekommen ist. Da hängt viel dran.
10/10

13. High Water Mark
Drumintro. Wir nähern uns dem grande finale. Wieder ein getragenes Intro mit ruhigem Gesang und Akkustikgitarre. Wieder mal grandioser Text. Schön aufgebaut, wieder mal toller Refrain... würde mich eh nur wiederholen.
10/10

Im Durchschnitt bleiben uns also rund 8 von 10 Punkten. An sich also eine gute bis großartige CD, die mit der Ghettisburg-Triologie ein großartiges musikalisches Epos beherbergt, abseits dessen aber an zwei großen Schwachpunkten leidet - am übertrieben dargestellten Patriotismus, an dem sich sicher viele stören werden (siehe "When The Eagle Cries"), vor allem an musikalischen Mängeln. Das Problem ist hierbei eben nicht Tim Owens und seine Stimme sondern Fehler in der Komposition: Nicht zu Ende Gedachtes ("Red Baron/Blue Max"), halbgare Arrangements ("Waterloo") und Lückenfüller-Ideen ("Declaration Day"). Wie bereits ein Vorredner sagte, es wirkt manchmal ein bisschen als hätte die Band alle Anstrengungen auf Ghettisburg gelegt und den Rest des Albums "nebenher" laufen lassen. Das bringt das Album letztendlich um die Höhstnote, die bei derartig starken Ideen, dem gewohnt hochklassigem Können und dem technisch versierten Sänger in so gut produziertem Gewand eigentlich drin gewesen wäre.

Trotzdem sollte jeder Fan von gutem Heavy/Power/Epic Metal ohne Bedenken zugreifen können. Was hier geboten wird übertrifft immer noch einen Großteil der Veröffentlichungen in allen genannten Sparten und macht Laune.

Punkte: 8 / 10


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