Erstens: Der Sänger von Iced Earth hieß damals Tim “Ripper” Owens, nicht Barlow.
Zweitens: Seit der Horror-Show arbeitet Schaffer mit großen, orchestralen Chören.
Drittens: Framing Armageddon ist ein geschlossenes Konzeptalbum mit dem entsprechenden Fokus auf der Atmosphäre.
Mit allen drei Tatsachen hatte ich zu Beginn meine Probleme. Owens Stimme ist fantastisch, keine Frage, seine Leistung bereits auf dem lVorgänger makellos, es ist aber Fakt, dass er sauberer singt als sein Vorgänger, dass er einfach eine komplett andere Stimmfarbe hat. Sie funktionierte im Iced-Earth-Kontext, keine Frage, nur brauchte ich ein paar Durchläufe, um mich Warmzuhören. Es singt stellenweise deutlich brutaler als in seinem vorherigen Schaffen, andererseits wieder verdammt gefühlvoll.
Die Chöre wirken anfangs überladen, überreizt, überzogen. Man hat das Gefühl, Rippers Vocallines bohren sich nicht tief genug in den Kopf, der Spurenoverkill vernichtet seinen Ausdruck. Aber auch dieser Eindruck täuscht, es dauert, aber man hört dermaßen viele Facetten im Gesang, auch und gerade in den Chören, es steckt verdammt viel Gefühl im Gesang (hört euch das balladesk beginnende “The Clouding” an, eines der Highlights, beginnt mit Vocals, die an vergangenen “Diamonds and Rust“-Tage erinnern, Owens at his best).
Dritte Hürde: das geschlossenen Konzept, Zwischenspiele, Intros, Übergänge. Das Album legt einen sehr hohen Wert auf die Atmosphäre, es fehlen straighte, brutale Brecher.
Nach einigen Durchläufen öffnet sich das Ganze aber, und wie! Die Band hat es geschafft, die bisherigen Höhepunkte in diesem Bereich - Damien und Gettysburg - auf ganze Albumdistanz auszubauen und zu verfeinern. Auffallend die Details, die perfekt ausgearbeitet wurden, man höre nur auf die Gitarrensounds, die sich Schaffer zurechtgelegt hat, vielseitig, atmosphärisch und hart. Man wird von großen Momenten durch die Story gezogen, kann dazwischen in das Album eintauchen, und wundert sich nach siebzig Minuten, dass alles schon wieder vorbei ist.
Zu den großen Momenten gehören “Something Wicked Part I”, “A Charge to Keep”, “Ten Thousend Strong”, “The Clouding” und “When Stars Collide (Born is he)”.
Meine Meinung nach - auch wenn ich damit recht alleine da stehe - das beste Iced Earth-Album, egal wie sehr ich Dark Saga und Night of the Stormrider mag - und die beste Leistung von Tim Owens - er hat sich damit zu meinem absoluten Lieblingssänger gemausert.
Punkte: 10 / 10