Remasculate + Face Down Think Twice (2008) - ein Review von DarkForrest

Remasculate, Face Down: Think Twice - Cover
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5.50
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Metal: Death Metal, Grindcore, Thrash Metal


DarkForrest
24.02.2019 22:34

Kennt ihr das, wenn ihr das Cover oder den Titel bei einer CD einfach nicht rafft, obwohl alles sehr offensichtlich ist? So ging es mir bei der Split “Think Twice” von Face Down und Remasculate. Get it? “Think Twice” - doppelläufige Schrotflinte auf dem Cover - Split mit 2 Interpreten? Ja, hat bei mir etwas gedauert. Naja… Man kann sowas auch überdenken.

Was wir hier haben ist die erste Split, an der Face Down beteiligt waren (ja, und auch die einzige), was auch der Hauptgrund für mich war, mir “Think Twice” zuzulegen, da ich die Band wirklich schätze und mir auch heute noch ihre 3 Alben immer wieder gerne gebe. Was Remasculate außerhalb der Split noch so verbrochen haben, kann ich ohne Google dagegen eher nicht sagen, da mir die Band vorher kein Begriff war. Leider sollte “Think Twice” dann auch das letzte Lebenszeichen beider Bands sein. Zumindest von Face Down habe ich danach nichts mehr gehört, was natürlich sehr schade ist.

Wer eine der Bands kennt, weiß dass es hier auf die Fresse Death Metal gibt - diesmal in ziemlich komprimierter Form, denn trotz immerhin 10 Songs gibt's nur gut 25 Minuten auf die Fresse, da die 3-Minuten-Marke hier meistens unterschritten wird. Bevor das hier aber noch in Statistiken ausartet, schnappe ich mir mal lieber mein Bier, denn jetzt wird's hart.

Den Anfang macht Face Down und mit “Lost Cause” wird hier auch wirklich keine Sekunde verschwendet. Wie ihr wollt ein Intro, einen Refrain oder irgendwelche Strukturen an denen ihr euch entlanghangeln könnt? Ihr Pussys! Hier wird einfach nur knapp 2 Minuten durchgeballert und danach ist der Spuk auch schon genau so schnell vorbei wie er begonnen hat. Ich bin mal ehrlich: Face Down haben sich an Härte seit “Mindfield” immer wieder gesteigert, was der Band auch gut steht, aber “Lost Cause” lässt mich dann doch etwas ratlos zurück. Ein bisschen mehr Roter Faden wäre doch nice gewesen. Technisch gibt's dagegen gar nichts zu meckern. Alle Beteiligten beherrschen ihr Handwerk und der Sound kann sich hören lassen.

Vielleicht bietet “Indifference” ja etwas mehr Wiedererkennungswert. Ja… Naja, geht so. Auch hier gibt's ordentlich auf's Maul und ich wünsche mir direkt, spontan einen Moshpit zur Hand zu haben (was immer ein gutes Zeichen ist) aber wenn ich das mit dem Vergleiche, was ich von Face Down kenne, dann erwarte ich einfach mehr als nur Tempo und Härte. Bei weitem nicht schlecht aber doch auch austauschbar. Erst mit “Irreversible” kommt die Band endlich halbwegs da an, wo ich sie mir eigentlich vorstellen und liefert eine durch und durch solide Nummer, die so auch gut auf “The Will To Power” gepasst hätte. Weil Face Down ganz offensichtlich schnell fertig werden wollen und Sänger Marco Aro jetzt schon keinen Bock mehr hat, darf “White Trash God” ohne ihn stattfinden und so haben wir das erste Instrumental der Band. Ich war am Anfang skeptisch, aber wer hätte es gedacht: wenn man die Band einfach mal machen lässt, ohne dass Marco über alles drüber brüllt, kommt dabei auch ziemlich heißer Scheiß raus. Sicher nicht jedermanns Sache, aber ich fahre voll drauf ab.

So, Face Down haben ihre Ladung verschossen, jetzt kommen Remasculate an die Reihe, eine Band mit hochgradig intellektuellen und sozialkritischen Titeln wie “Genital Hairpiece”, “Cum on Every Body” oder auch “Flaturbulence”. Da die Jungs auf Wortspiele stehen geht's gleich los mit “No Guts, No Gory” (Höhö). Was sofort auffällt ist ein Qualitätsabfall im Sound. Nichts gegen eine rohe Produktion, aber das dumpfe Schlagzeug und ich werden auf dieser Split keine Freunde mehr. Ansonsten ist “No Guts, No Gory” doch recht unspektakulär, kurz aber wenigstens auch nicht nervig.

Bei “Grease That Weenie with Rape-Oil” (kein Kommentar) habe ich mich schon an die Band gewöhnt und werde ziemlich überrascht: das Ding geht richtig gut in's Ohr. Ich meine der Sänger zeigt, dass er hohe Screams ebenso wie tiefe oder auch richtig tiefe Growls beherrscht, das Gitarrenriff muss einfach Freude machen - Well Done. “Nuke Kids on the Block” (oh man) befremdet mich dafür umso mehr. Das Ding ist so schnell, dass ich kaum mitkomme und nach unter einer Minute war's das auch schon und ich frage mich ein wenig, was das eigentlich sollte.

Besser wird's wieder mit “Excremental Patient” (He, ich raffe das Wortspiel nich!), welches sich ähnlich wie “Grease That Weenie with Rape-Oil” auch dann gut anhören lässt wenn man nicht gerade von der Grindcore Fraktion kommt und sich mit ein paar Sekunden Gekreische zufrieden gibt. Sicher kein Meisterwerk, aber genug Eigenständigkeit ist drin, dass es im Ohr bleibt. Mittlerweile sind wir dann auch an einem Punkt angekommen, an dem ich mich nicht mehr wundere, dass jemand auf die Idee kommt, einen Song über einen schwulen Ritter zu schreiben und ihn “Strangers In The Knight” zu nennen und so langsam erkenne ich auch ein Muster: so etwa jeder zweite Song von Remasculate taugt was. Das heißt nämlich, dass “Strangers in the Knight” mich komplett kalt lässt. Demnach müsste “Wake Up and Smell the Coffin” dann wieder ganz gut sein und Bingo - trotz seiner kurzen Spielzeit habe ich meinen Spaß mit dem Ding. Und damit war's das auch für Remasculate.

Da ich leicht enttäuscht von “Think Twice” zurück gelassen wurde und man in gut 25 Minuten nicht wirklich besoffen werden kann, habe ich mir diese doppelte akustische Penetration gleich ein zweites Mal gegeben, allerdings ohne großartig anderes Ergebnis. Vielleicht waren auch meine Erwartungen gerade in Bezug auf Face Down zu hoch. Wenn mal 1-2 Songs nicht so richtig zünden kann das ja passieren. Doof nur, wenn man nur 4 Songs zur Verfügung hat, sodass mich nur “Irreversible” und “White Trash God” überzeugt haben. Vielleicht ist Face Down nach 3 Alben einfach die Puste ausgegangen oder aber sie haben hier noch schnell ein wenig Restematerial verwurstet, denn im Vergleich zu dem, was die Jungs sonst so auf die Beine stellen klingt das, was sie hier abliefern eher nach B-Ware. Auch Remasculate überzeugen nur so etwa zur Hälfte. Man kann sich alles anhören, ein paar nette Momente sind auch dabei, aber dafür auch ganze Songs, die mich durchweg null überzeugen.

Wenn ich so drüber nachdenke ist die abgesägte doppelte Schrotflinte das perfekte Cover Motiv. Wenig Munition, sehr viel Durschlagskraft aber auch kaum Präzision. Genau auf diese Art feuert “Think Twice” mit maximaler Power in Richtung des Hörers und hofft durch nacktesTempo und Härte schon irgendwie zu treffen. Das Ergebnis klingt auch nicht unbedingt schlecht, aber wenn man nicht gerade großer Fan von einem oder beiden Beteiligten ist, dann findet man bestimmt spannendere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben als mit dieser eher durchschnittlich geratenen Split. Wer Metal der etwas härteren Gangart mag, macht vielleicht nicht unbedingt was falsch, bekommt woanders aber mehr für sein Geld geboten.

Punkte: 5.5 / 10


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