Habe ich auf "Wolves" noch angemerkt, dass dies zugunsten eingängigerer Songstrukturen etwas in den Hintergrund geraten ist, so beweisen Mastermind Sebastian Reichl (gt.) und seine Mitstreiter auf "Manifesto", dass sie beide Pole perfekt miteinander verbinden können. So sind die Nummern an sich zwar noch kompakter und noch eingängiger als auf dem eh schon starken Vorgänger, doch gibt es diesmal auch noch deutlich mehr Experimente zu hören. Und diese sind - so viel vorweg - durch die Bank gelungen.
Schon das Intro 'The Moribound Choir Vs. The Trumpets Of Armageddon' überrascht mit Technobeats, welche dann in einem wahren Killerriff und dem Granatensong 'Martyr To Science' übernommen werden. Dazu gibt es noch einen von vielen Ohrwurmrefrains und fertig ist ein Opener par excellence. Nicht minder stark sind die folgenden beiden Nummern, ehe mit 'Deathrace' die nächste dicke Überraschung auf den verblüfften Hörer wartet. Nach einem brachialen Auftakt mit einem Jo Prem, der wütender denn je tönt, übernimmt Sabine mit engelsgleicher Stimme die Führung, nur damit nach einem kurzen Break plötzlich lupenreiner Hip Hop aus den Boxen schallt. Ein toller Rhymeflow (wer hätte gedacht, dass ich diese Worte mal nebeneinander verwenden würde?) und ein simpler, aber einprägsamer Beat, unterlegt mit einem wiederkehrenden klassischen Thema, runden die Nummer ab. Sehr großartig.
Doch damit nicht genug, denn schon die nächste Nummer 'Fire At Will' brilliert nicht nur mit tollen Vocallines von Sabine, sondern vor allem mit einem geschickt platzierten Saxophon-Solo, das in gleichem Maße unaufdringlich und markant klingt. Ein echter Aha-Effekt. Aber damit sind wir immer noch nicht am Ende, denn 'Dying Breed' hat gleich die nächste Überraschung auf Lager. Neben den Death-Metal-Vocals von Jo und dem Elfengesang von Sabine ertönen auch noch cleane männliche Vocals. Dass diese so großartig klingen, könnte daran liegen, dass Christian Älvestam (bis vor kurzem bei SCAR SYMMETRY) es einfach draufhat. Auch, aber nicht nur deshalb ein Hit.
Das lyrische Konzept, in dem es ganz grob um das Verhältnis zwischen Mensch und Tier geht, beendet dann die sphärische Ballade 'Altruism', bevor mit der guten Version des SISTERS OF MERCY-Gassenhauers 'Temple Of Love' dieses Manifest beendet wird.
Da sich DEADLOCK auch dieses Mal wieder in jedem Bereich steigern konnten (noch bessere Melodien, noch besserer Gesang, noch bessere Produktion, noch mehr Abwechslung), ist "Manifesto" natürlich ein Pflichtkauf für Fans und sollte grundsätzlich jedem Metalfan ohne Scheuklappen und mit Vorliebe für melodischen Death Metal gefallen. Ganz stark.
Anspieltipps: Martyr To Science, Deathrace, Fire At Will, Dying Breed
http://www.powermetal.de/review/review-12899.html
Punkte: 8.5 / 10