Eisregen Blutbahnen (2007) - ein Review von Monolith

Eisregen: Blutbahnen - Cover
2
2 Reviews
31
31 Ratings
6.42
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal, Death Metal


Monolith
24.08.2014 20:04

Als ich das Album vor 5 Jahren hörte, hatte ich nicht gewusst, dass es als das bis dato schlechteste Album der Band bezeichnet wird. Und genauso wenig hatte ich das Gefühl, dass das Album irgendwie schlecht ist. Zu eingängig die Stücke, zu mitreißend die Refrains, als dass das Album verschmäht werden könnte. Und deshalb war ich umso überraschter, als ich vor 3 Jahren das erste mal von jemandem gehört habe, dass er "Blutbahnen für das schlechteste Album" hält. Diese Meinung teile ich bis heute nicht, aber ich kann die Kritik dennoch verstehen. Schließlich sind Eisregen seit "Wundwasser" nicht mehr so brachial am Werk, wie davor, zudem haben auch Clean Vocals auf dem letzten Album erstmals Einzug gefunden und so war es nur logisch, dass Eisregen auch auf ihrem nächsten Album den Weg weitergehen werden.


Aber befassen wir uns Stück für Stück mit dem Album und prangern nicht gleich das Schlimmste an. Der "Auftakt: eine kleine Schlachmusik" bereitet uns auf jeden Fall auf eine epische Art und Weise auf das Album vor. So kannte man Eisregen bisher noch gar nicht. Auf den Auftakt folgt dann der "Eisenkreuzkrieger". Und hier hört man erstmals nach "Westwärts" wieder ein Klavier, bevor es thrashig weitergeht. "Eisenkreuzkrieger" ist eingängig und gelungen, packt den Hörer schnell und motiviert zum erneuten hören.

"Im Dornenwall" kommt mit einem orchestralen Hintergrund, in den Roths Growls gebettet sind. Der Sound ist so sanft, dass man nach einer Minute verträumt sich dem orchestralen Soundbett hingibt und einen nicht ein mal mehr die Growls stören. Das mag bei manchen Gothic oder Symphonic Metal Bands wirklich wundervoll sein, fraglich aber ob es bei Fans einer Dark Metal Band gut ankommt, die eher Sachen wie "Nachtgeburt" gewohnt sind. Je nachdem, was man erwartet, kann man das Stück nur hassen oder lieben. Bei mir ist es Letzteres.

Richtig bergab geht es aber mit "ein Hauch von Räude". Nicht nur ein sehr schleppendes Tempo, sondern auch der langweilige und der zusammenhanglose Aufbau des Liedes lassen in mir die Frage aufkommen, was ich da gerade eigentlich anhöre. Und zu allem übel noch das typische Gequatsche über Nekrophilie, das mit dem Songwriting überhaupt nicht zusammenpasst.

"17 Kerzen am Dom" ist dafür wieder gelungen. Sehr rockig erzählt es eine weitere wahre Geschichte nach "Ripper von Rostow" vom letzten Album. Die 6 Minuten sind alles andere als lang, da das Stück sehr abwechslungsreich ist und fesselt.

Eine so tragische Atmosphäre wie auf dem Titeltrack habe ich von Eisregen noch nie gehört. Klar, da gibt es das horrorartige auf "Leichenlager" und "Farbenfinsternis" sowie das melancholische auf "Wundwasser", aber noch nie haben Eisregen auf einem Stück so eine deprimierende Stimmung geschaffen. "Blutbahnen" ist Gothic Metal mit Deep Growls und Lyrics, die lange nicht mehr so psychotisch waren. Der Klargesang passt hier perfekt zur tragischen Atmosphäre

"Alphawolf" hätte lyrisch genauso gut von Rammstein sein können. Das Keyboard passt sehr gut zu den Riffs, lediglich die Growls hätten nicht sein müssen, da es nicht zum harmonischen Sound passt.

"Frischtot" ist wieder ein schnelleres Stück und orientiert sich an Stücken wie "am Glockenseil" und "Kreuznarbe". Außer im Refrain wird nicht gesungen, das Lied klingt daher fast wie Eisregen zu "Zerfall"-Zeiten.

"Schlachthaus-Blues" klingt anfangs nett, ist mit seinen 6 Minuten aber deutlich zu lang geraten. Es hätten nur 2, 3 Damen sein sollen, da das Ende des Stücks wieder sehr gelungen ist.

Ich denke die meisten Eisregenfans wissen was es bedeutet, wenn es heißt ,dass wir "Zurück in die Kolonie" müssen. Es ist die Forsetzung der 9 Jahre davor begonnenen Geschichte über die "Krebskolonie". Das heißt jetzt aber nicht, dass das Stück sich an seinem Vorgänger orientiert. Wer hier wieder eine Black Metal Bombe im alten Stil erwartet, wird enttäuscht. Im Gegenteil, das Stück orientiert sich an den Restlichen des Albums, so findet man auch hier wieder orchestrale Begleitung und weitgehend Mid-Tempo. Einziger Trost für die, die das Album bisher nicht mochten, ist der Punkt, dass hier nicht gesungen wird.

Womit wird nun beim letzten Stück wären. Ich habe es in meiner Eisregenphase mit 14 Jahren gerne gehört, wenn ich schlechte Laune hatte, da das Lied schließlich aufmunternd klingt. Bis ich irgendwann wusste, was "schneuz den Kasper!" heißt. Seitdem meide ich das Stück...


Ja, was auf "Blutbahnen" geschieht hat nichts mehr mit Eisregen zu tun. Aber nein, die Lieder auf dem Album sind nicht mies. Im Gegenteil, der Großteil der Lieder ist sehr gelungen und wegen dem vielen orchestrale Drum und Dran wirkt das Album meiner Meinung nach auch nicht überladen. Aber ja, man vermisst Raser, wie man sie auf "Krebskolonie" oder wenigstens "Wundwasser" kennt. Für einen Eisregen-Fan mag das Album entbehrlich sein, Hörern von Gothic Metal oder melodic Death wird dieses Album denke ich gefallen.

Punkte: 7 / 10


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