Enslaved Vertebrae (2008) - ein Review von Saargazer

Enslaved: Vertebrae - Cover
3
3 Reviews
27
27 Ratings
8.26
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal, Progressive Metal


Saargazer
07.10.2008 12:56

Original Neckbreaker Metal Webzine: http://www.neckbreaker.de/CD-Reviews/Enslaved-Vertebrae/

Bei einer Sache konnte man sich bei ENSLAVED immer schon sicher sein: Für die Norweger ist Stillstand ein Fremdwort. Wo andere Bands ein Dutzend nahezu identischer Alben rausbringen, versuchen sich ENSLAVED von Album zu Album neu zu erfinden oder zumindest weiterzuentwickeln.
Das war schon in den Neunzigern so (man vergleiche die 3 Alben „Frost“ (1994), „Eld“ (1997) und „Bloodhemn“ (1998) miteinander) und ist bis zum aktuellen zehnten Studioalbum „Vertebrae“ der Fall. ENSLAVED können einfach nicht anders und gehen erneut einen Schritt nach vorne. Dass die Bergener ursprünglich als Black Metal Band gestartet sind und dann im Laufe der Zeit mehr und mehr Elemente der progressiven Musik übernommen haben, dürfte inzwischen bekannt sein. Auf „Ruun“ (2006) haben sie dann zum ersten Mal so richtig damit begonnen, auch psychedelische oder auch neurotische Momente in ihren Gesamtsound zu integrieren, und dieses „Experiment“ setzen sie auf „Vertebrae“ fort. Ich behaupte sogar, dass man die Verschmelzung aller Stilarten auf „Vertebrae“ perfektioniert hat, was jetzt nicht bedeutet, dass das Album perfekt geworden ist.

Der Opener „Clouds“ geht als Paradebeispiel der „neuen“ ENSLAVED durch. Der Song beginnt wie ein Intro sehr atmosphärisch und düster (erinnert mich etwas an PRIMORDIAL) und wird nach einem progressiv rockenden Zwischenstück immer heftiger. Bereits hier wird deutlich, dass die Growls und der klare Gesang von Grutle Kjellson gleichberechtigt nebeneinander stehen. „To The Coast“ setzt diese Linie konsequent fort und pendelt zwischen diesen beiden Gesangsarten, zwischen Sanftmut und Härte. Im Vergleich zum Eröffnungsstück fällt, „To The Coast“ allerdings etwas ab, es fehlt einfach so etwas wie ein Refrain.
Dafür kann „Ground“ wieder auf ganzer Linie überzeugen. Nach einem Black Metal artigen Beginn und einigen Tempoverlangsamungen gipfelt „Ground“ in einem sehr gefühlvollen 70ties Chorus, bei dem auch die akustischen Gitarren zum Zuge kommen.
Der titelgebende Track hingegen beginnt frickelig mit einem vertrackten Rhythmus, bevor die bösartigsten Screams und Growls des Albums einsetzen, die zusammen mit den fast schon nervig neurotischen Gitarren eine bedrohliche Atmosphäre erschaffen.

Die zweite Hälfte von „Vertebrae“ beginnt in Gestalt von „New Dawn“ für aktuelle ENSLAVED Verhältnisse sehr flott. Und so richtig heftig wird’s beim tollen Refrain, den man über einen Blastspeedpart gelegt hat. Gerade aber hier fällt einmal mehr auf, dass Grutle Kjellson in Bezug auf seinen klaren Gesang kein Meistersänger ist. Sein Gesang ist insgesamt viel zu monoton, er nutzt dauerhaft ein und dieselbe Tonlage. Im Vergleich dazu hat ein Mikael Akerfeldt ganz klar die Nase vorne. Zumindest für meinen Geschmack schmälert das etwas das Hörerlebnis. Dazu passt, dass man den klaren Gesang sehr weit in den Hintergrund gemixt hat.
Weiter geht’s mit dem Longtrack des Albums „Reflection“ und in der Tat weist dieser Song ein paar Längen auf. Und auch „Center“ beginnt erst mal mit einer längeren instrumentalen Eröffnung, bevor eine Art Sprechgesang einsetzt. Definitiv nichts für schwache Nerven und mehr eine Sammlung von einzelnen Soundcollagen als ein Song im herkömmlichen Sinne. Aber vielleicht gerade deshalb so faszinierend. Mit „The Watcher“ liefern ENSLAVED zum Abschluss noch ein „songdienlich“ komponiertes Stückchen ab, das für die kleineren Längen zwischendurch entschädigen kann.

So viel zu den einzelnen Songs von „Vertebrae“, dabei sind es eigentlich weniger die Songs an sich, die „Vertebrae“ so gut machen, sondern es ist die Atmosphäre, die die Norweger mit ihren Songs erschaffen. Heißt „Vertebrae“ ist definitiv kein Album zum Nebenbeihören, es erfordert die komplette Aufmerksamkeit des Hörers. Ist man nicht bereit, diese zu geben, rauscht das Album wirkungslos an einem vorbei. Gleichzeitig ist es das anspruchsvollste und anstrengendste Werk der ENSLAVED Historie, das mit knapp 50 Minuten zum Glück nicht zu lange ausgefallen ist, denn über die typische Prog Spielzeit von 75 Minuten wäre die ganze Angelegenheit nur noch schwerer verdaulich.

ENSLAVED entwickeln sich auf „Vertebrae“ mehr und mehr zu den OPETH des Black Metals. Und wie bei dem aktuellen OPETH Meisterwerk wird sich auch bei ENSLAVED mit dem aktuellen Album nichts ändern. Die Norweger waren einzigartig, sind einzigartig und werden es immer bleiben.

Punkte: 8 / 10


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