Dabei gibt es durchaus ein paar Soundmodifikationen zu hören, an denen die alten Fans gefallen finden könnten. So sind der Opener 'Beim ersten Mal tut's immer weh' und das groovende 'Revolution' so EBM-lastig wie kein Song mehr seit dem Debüt und die Dynamik mancher Songs erinnert gar an "Unrein"-Zeiten. Ansonsten gibt es natürlich in erster Linie den mittlerweile typischen Rock mit hohem Hitappeal. Allen voran das extrem ins Ohr gehende 'Labyrinth', das herrlich zynische, mitsingkompatible 'Wer schön sein will, muss leiden' und das tanzbare, mit Akkordeon garnierte 'In deinen Hüften'. Doch auch das eher epische 'Lass mich raus' und das orchestral-balladeske 'Auf Kurs' gehen wie Honig in die Lauscher und lassen "Monster" musikalisch zu einem starken Album werden.
Doch auch textlich sind OOMPH! wieder sehr treffsicher. 'Wer schön sein will, muss leiden' rechnet wunderbar mit dem Schönheitwahn ab, während sich 'Lass mich raus' perfekt zur Geburtenuntermalung eignet. 'In deinen Hüften' widmet sich auf unterhaltsam-sarkastische Art der gedankenlosen Jugend von heute. Medienwirksame Provokation wie bei 'Gott ist ein Popstar' sucht man dagegen vergebens. Gut so.
Damit gelingt OOMPH! mit "Monster" ein Album, das absolut auf Augenhöhe mit den beiden letzten Silberlingen "Wahrheit oder Pflicht" und "GlaubeLiebeTod" ist, dabei aber gleichzeitig einen Blick zurück auf die eigene Karriere wirft. Also exakt das, was man vom Jubiläumsalbum erwarten konnte. Ich bin gespannt, ob dies – auch aufgrund des fehlenden Provokationspotenzials – reicht, um die Charterfolge der Vorgänger zu wiederholen. Zu gönnen, ist es der Band allemal.
Anspieltipps: Wer schön sein will, muss leiden; Lass mich raus; Auf Kurs; In deinen Hüften
http://www.powermetal.de/review/review-12427.html
Punkte: 8.5 / 10