Nun haben wir hier Matt Barlow wieder zurück. Er hat in den 7 Jahren, in denen er nicht mehr gesungen hat, wohl seine Stimmbänder zu sehr geschont, oder ist noch erschöpft, da er Monate vorher noch ein album mit Pyramaze eingespielt hat. Zumindest ist er nicht mehr in der selben Verfassung, wie auf Horror Show. Egal denkt sich Schaffer. Dann einfach die Riffs und die Melodie nach Barlows neuer Stimme richten. Er ist ja mittlerweile sehr flexibel, nach so vielen Sängern, die er bisher hatte, und die bisher alle ihren eigenen Gesangsstil besaßen.
Das Album beginnt mit "In Sacred Flames", einem Intro, das mit Chor und Orchester die Geburt des Set Abominae einleitet, gefolgt von dem epischen Stück Behold the Wicked Child. Doch es scheint so, als wollten uns Iced Earth ein Zeichen setzen. Es klingt, als würde man Barlows Stimme irgendwie nochmal modifizieren, da man seine hohen Passagen ganz anders in Erinnerung hat. Während man Bei Stücken wie "Dracula" oder "Burning Oasis" Einen sehr hohen und kraftvollen Gesang hörte, klingt Barlow hier zum Teil sogar schwammig. Beim Refrain trifft er auch die Töne z.t. nicht. Barlow gibt alles, der Rest der Band auch. Doch Barlows Stimme ist mittlerweile nur noch melodisch, nicht mehr kräftig. Man könnte fast meinen die Band will mit dem ersten Lied die eingefleischten Fans fragen “Sollen wir so ernsthaft noch weitermachen?“
Weiter gehts mit “Minions of the Watch“. Man merkt sofort, dass Iced Earth jetzt eine langsamere Schiene fahren und sich mehr Zeit lassen, mehr auf Atmosphäre setzen denn je. Keine Höhepunkte, oder Soli in diesem Lied, nur eine bedrohliche Stimmung, die direkt in das nächste Lied “the Revealing“ übergeht und dort in Wut ausbricht. Iced Earth zeigen hier, dass auch langsamere Stücke nicht unbedingt ,,harmloser" klingen müssen. Es wird aber deutlich, dass "Minions Of The Watch" und "The Revealing" eigentlich ein einziges Lied sein müssten.
Nach diesem Stück gibt es eine Art Interluder, aber nicht, wie man es vom vorigen Album kennt. “A Gift or a Curse?“, diesmal mit Schaffer als Sänger, stellt eine art Ruhe nach dem Sturm dar und sorgt auch beim Hörer für eine kleine Verschnaufpause. 5 Minuten, in denen man sich fühlt, als wäre man kurz von allen Lastern befreit, innerhalb dieser gibt es noch ein Solo und eine kleine Stelle, die diese Ruhe kurz aufwühlt. Ein bisschen ungewohnt ist das Stück schon, langweilig würde ich es dennoch nicht bezeichnen.
Danach geht es weiter mit “Crown of the Fallen“, das nur schleppend vorangeht, jedoch klingt, als würden sie einen von einem Triumphzug heimbegleiten. Wenn man die Lyrics vom vorangegangenen Stück ,,A Gift Or A Curse?" und die Lyrics dieses kurzen Stücks beachtet, wird einem auch klar, warum aus der nachdenklichen Atmosphäre plötzlich eine Glückliche wird.
Wie "Minions Of The Watch/The Revealing", geht "Crown Of The Fallen in “The Dimensional Gauntlet“ über. Es ist ziemlich langweilig, da es nur eine Strophe und kein Refrain enthält und es äußerst monoton aufgebaut ist, kein Solo, und das Ende des Stücks wurde von "The Coming Curse" übernommen.
Womit wir bei der Singleauskopplung des Albums wären: “I Walk Alone“, ein richtiger (Zer)Stampfer, hebt den Hörer vier Minuten lang in die Höhe. Barlow singt äußerst kräftig, Gitarre und Schlagzeug geben dem Hörer im Takt eine auf die Nuss, das Stück baut sich innerhalb seiner Zeit auf und verwandelt sich vom kraftvollen in einen epischen Stampfer, wenn auch in mittelmäßiger Geschwindigkeit, woran ich mich beim Hören des Albums allerdings gewöhnt habe.
In “Harbinger of Fate“ versinkt der Hörer in tiefe Melancholie. Hier haben sich Iced Earth wieder mal erweitert, da sie Harmonie mit Härte verbunden haben, und trotz dem mittlerweile bekannten Chor und Orchester, wieder etwas Neues geschaffen haben.
Gefolgt von “Crucify the King“, die aus der eben erzeugten Melancholie wieder Schadenfreude erwecken lässt. Hier heißt es wieder ,,langsam, aber kraftvoll", das Stück beginnt sehr bedrohlich, und eskaliert gegen Ende, da Barlow hier noch einmal versucht, auf sein altes Potential zu gelangen.
“Sacrificial Kindoms“, mit peitschenden Drums und altbekannten Stakkatoriffs, versucht eine Art Übermut beim Hörer zu erzeugen. Ein eher längeres Stück, bei dem die fünf Herren doch länger gebraucht haben, bis es zündet, doch gegen Ende schießt Barlow mit seiner Stimme erneut empor und verschmilzt mit dem epischen chor.
Weiter geht es mit “Something Wicked, Part III“. Es ist eine Art Kurzversion von “The Coming Curse“, Jedoch nicht gänzlich zu vernachlässigen, da Schaffer sich neue Riffs hat einfallen lassen und das Zwischenspiel deutlich härter klingt, als beim Original. Dennoch keine Konkurrenz für den großen Bruder.
Divide/Devour ist das so ziemlich schnellste Stück auf dem Album. Barlow verwendet hier wieder einen kraftvolleren Gesang und kombiniert ihn mit dem zwar eintönigen, aber aggressiven Zusammenspiel von Gitarre und Schlagzeug. Das Beste kommt zum Schluss, so war es bei allen Alben von Iced Earth bisher (außer auf Framing Armageddon).
“Come what may“ ist ein mehr als würdiger Abschluss für dieses Album. Nicht nur, dass dieses Lied technisch zu den besten Liedern gehört, die Iced Earth je gemacht haben, weil Barlow hier wohl mit allerletzter kraft seine kraftvolle und gleichzeitig melodische Stimme erhebt, die mit der Atmosphäre des Liedes übereinstimmen, und Schaffer zwar auf ein reines Gitarrensolo verzichtet, man aber dennoch nichts in der Richtung vermisst, sondern auch, weil die Lyrics des Liedes auf eine äußerst philosophische Ebene gehen und neben dem Abschluss der Geschichte auch den Hörer zum Nachdenken anregt.
Alles in Allem ein äußerst gefühlsbuntes Album. Mancher sagt jetzt sicher “zu Progressiv“ oder “zu viel Verschiedenes auf einem Album“ ich jedoch finde es gut, so ist für jeden Geschmack etwas dabei. Der Grund, warum ich nicht gleich 10/10 gebe ist, zum einen, weil das Epilogue und "The Dimensional Gauntlet" äußerst verzichtbare Stücke sind, und andererseits, weil ich das Album zu kurz fand. Nachdem ich das Album durchgehört hatte, besaß ich einfach Lust es nochmal zu hören, aber hoffte gegen Ende, dass vielleicht doch noch was kommt.
Auch wenn das Album keine Stücke in Form von “Jack“, “Last December“,oder “Travel in Stygian“ bieten kann, bleibt es ein einzigartiges Album, das Iced Earth mal in einer anderen Form zeigt.
Und was stört jetzt die restlichen Fans daran? Genau das!
Punkte: 8.5 / 10