Eisheilig Elysium (2006) - ein Review von DarkForrest

Eisheilig: Elysium - Cover
1
1 Review
6
6 Ratings
7.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Melodic Death Metal
Dark Wave / Gothic: Gothic Rock


DarkForrest
30.08.2019 12:39

Eisheilig ist eine dieser Bands, über deren Auflösung ich so richtig traurig bin. Immerhin hat die Truppe um Dennis Mikus es geschafft recht tiefsinnigen Gothic Metal in die Ohren des Hörers zu zaubern, ohne dabei langweilig, kitschig oder plakativ zu klingen und dabei echt geniale Songs auf die Beine zu stellen. Zumindest die meiste Zeit. Mit den letzten beiden Alben vor der Auflösung war man dann etwas orientierungslos unterwegs und hat sich zuerst an einer sehr merkwürdigen und musikalisch grenzwertigen 70'er Jahre angehauchten Rock/Pop Platte versucht um dann mit "Imperium" nochmal richtig aufzudrehen und ein musikalisch sehr solides aber textlich hart links kommunistische Werk mit "Auf die Fresse politischen" Lyrics rauszubringen.

2006 war die Welt dagegen noch in Ordnung und Eisheilig waren gerade mitten in ihrem goldenen Zeitalter. Das Debütalbum "Eisheilig" und den Nachfolger "Die Gärten des Herrn" hatte ich gerade erst für mich entdeckt und gierig verschlungen und dementsprechend war ich wirklich auch gut gehyped, als "Elysium" sich angekündigt hat. Im Vergleich zu den ersten beiden eher verträumten Alben gibt es hier den ersten kleinen Stilbruch. Elysium klingt nicht nur düsterer und schwermütiger als seine Vorgänger, sondern auch um einiges härter. Dennis gutturaler Gesang ist hier brachialer als je zuvor und zusammen mit "Imperium" dürften wir hier den höchsten Metal Anteil haben, nur dass hier alles schneller und melodischer ist als auf "Imperium" auf welchem Dennis die Texte auch gerne mal eher einspricht als zu singen.

Das klingt jetzt so, als hätte sich die Band einfach ein wenig mehr der deutschen Härte angenähert und würde jetzt einfach nur platter klingen als auf den Vorgängern. Selbst den einen oder anderen Vorwurf, man würde einfach nur Rammstein kopieren, musste sich die Band damals anhören. Beides ist für mich ziemlich weit von der Wahrheit weg. "Elysium" hat immer noch einige ruhigere und vor allem auch nach wie vor sehr facettenreiche Songs. Ich würde viel mehr sagen, dass die Band mit dieser Entwicklung deutlich vielseitiger geworden ist, ein breiteres Spektrum an Songs abdeckt und hier endlich ihr volles Potential ausschöpft. Und auch textlich sind die Jungs hier nach wie vor gut unterwegs, decken Themen wie Einsamkeit oder Verlust ab ohne komplett in den Kitsch abzudriften oder beschreiben die Zerstörung der Erde durch den Menschen ohne dass plakative Niveau von "Imperium" zu erreichen. Hört euch zum Beispiel mal "König Der Planeten" auf "Elysium" an und vergleicht das mit… zum Beispiel "Tanzt Das Kapitel" auf "Imperium" und ihr wisst annähernd was ich meine.

Los geht es mit "Sturm", dem einzigen Song, der vorab schon als Promo verfügbar war und mir damals schon gut Bock auf das Album gemacht hat. Insgesamt sehr gut abgerundeter Song, auf dem Dennis direkt zeigt, wie kraftvoll er singen kann. Wirklich umgehauen hat mich dann aber der Titeltrack. Alleine die erste Minuten, in welcher der Song atmosphärisch anfängt, in ein fesselndes Gitarrenriff übergeht und dann um Kampfschreie ergänzt wird macht unheimlich Bock. Auch der Rest des Songs ist wirklich kurzweilig und macht auch heute noch viel Freude.

Während diese ersten beiden Songs ziemlich straight forward waren geht "Lucifer" in eine komplett andere Richtung - eine sehr düstere und apokalyptische Richtung. Das Tempo ist deutlich gedrosselt, trotzdem klingt der Song brachial. In den knapp 6 Minuten wurden einige sehr nette Elemente untergebracht, die die Stimmung des Tracks deutlich unterstreichen - Chorgesänge, ein unvermitteltes Gitarrensolo - you name it. "Dein Traum" ist die erste ruhigere Nummer, bei der Dennis komplett auf cleane Vocals setzt. Das ist leider nicht unbedingt seine Stärke, aber ich muss zugeben, dass hier das beste daraus gemacht wurde und das Niveau hier immer noch um ein paar Level höher ist als der durchschnittliche Song auf "Auf Dem Weg In Deine Welt". Das liegt vor allem an der creepigen bis traurigen Gesamtatmosphäre, die hier geschaffen wurde, unter anderem indem man zwischendurch auch dezent mal Streichinstrumente eingebaut hat.

Der "Flug Der Möwen" rüttelt mich dann sehr flott wieder wach und fetzt mit ordentlichem Tempo los. Für Eisheilig - Verhältnisse ist das wirklich ziemlich schnell. Kann ich mir gut anhören, aber im Vergleich zum Rest, bleibt diese Nummer eher oberflächlich und ist auch relativ schnell wieder vergessen. "Fährmann" kann mich da schon deutlich stärker fesseln. Ein Song, der sich wie kein zweiter auf "Elysium" auf Keyboardeinsatz verlässt und eine unglaublich dichte Atmosphäre schafft. Ich kann den Nebel beim Hören fast schon sehen.

Ziemlich episch sind dann die nächsten beiden Songs. "König Der Planeten" flirtet hier mit elektronischen Parts, "Märchenreich" mit Akustikgitarren. Beides gefällt sehr gut, vor allem letzteres mit seiner leicht orientalischen Atmosphäre. Einer meiner All Time Favourites kommt aber gegen Ende mit "Schrei". Die Kombination aus gutturalem Gesang und Ballade macht mir auch heute noch Gänsehaut und ist für mich wirklich so ein Song, wie nur Eisheilig ihn hinbekommen würden. Mit dem Instrumental "Morgenrot" hätten wir dann auch schon das Ende des Albums erreicht. Das schien damals wohl beliebt zu sein: erst in meinem letzten Review vom 2008'er "Heuchler" von Megaherz bin ich auf ein instrumentales Outro mit dem Namen "Morgenrot" gestoßen. Ähnlich wie das Megaherz Äquivalent gefällt mir auch dieses "Morgenrot" sehr gut. Es kommt zwar nicht an das absolute Meisterwerk "Nordtal" von "Die Gärten Des Herrn" heran, schafft mit seinen ruhigen und minimalistischen Klängen einen mehr als angemessenen Abschluss nach dem großartigen "Schrei".

Ein klasse Album haben Eisheilig da auf die Beine gestellt. Die etwas härtere musikalische Ausrichtung gefällt mir sehr gut, obwohl sich hier noch alle typischen Trademarks der Band finden lassen. Auch 13 Jahre später gebe ich mir "Elysium" immer wieder gerne. "Elysium", "Lucifer" und "Schrei" sind nicht nur Highlights des Albums, sondern der Band an sich. Dieses hohe Niveau kann zwar nicht das ganze Album über perfekt gehalten werden, aber selbst Songs wie "Dein Traum" oder "Flug Der Möwen" sind immer noch gute Songs, die ich mir so jederzeit anhören kann. So gut klangen Eisheilig danach leider nie wieder, was echt eine Schande ist. Wer sich aber halbwegs für deutschen Gothic Metal begeistern kann, der sollte "Elysium" unbedingt noch mal nachholen und sich diese leider gar nicht mal so bekannte Band in ihrer Glanzzeit anhören.

Punkte: 8.5 / 10


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