Böhse Onkelz Mexico (1985) - ein Review von Lord

Böhse Onkelz: Mexico - Cover
1
1 Review
8
8 Ratings
7.69
∅-Bew.
Typ: Single/EP
Genre(s): Rock: Hardrock, Progressive Rock


Lord
24.11.2010 19:11

Um den Vertrag beim immer mehr nach Rechts abdriftenden, von der Band mittlerweile verhassten Pseudo-Label "Rock'o'Rama" zu erfüllen, leisteten die Onkelz das Minimum eines Beitrages in Form einer 6-Track EP/Mini Album.
Die Tatsache, dass "R'o'R"-Chef Herbert Egoldt immer mehr Faschokapellen unter Vertrag nahm und ausbleibende Zahlungen an die Onkelz, sowie die Verblödung/Verpolitisierung nach Rechts der zu beginn noch relativ unpolitischen Skinheadbewegung, von der sich die Onkelz anno 1985/86 loslösten, veranlasste die Band dem Geschehen ein Ende zu setzen und mit "Mexico" einen Schlussstrich zu ziehen.

Nun, musikalisch bewegt man sich in etwa auf der selben Haudruff-Richtung wie auf "Böse Menschen, böse Lieder", textlich ist die Platte eine Ansammlung von Fetischfantasien, Mitgröhl-Fussball-Fun, Gewalt und Selbstbeweihräucherung mit ironischem Augenzwinkern, wie man es von der Band gewohnt war und in Zukunft noch vieles in dieser Richtung hören wird.
Der Knaller ist sicher der Onkelz-Klassiker "Mexico", den die Band anlässlich der Fussball WM 1986 in Mexiko schrieb, ein Mitgröhlsong, dem jeder Unterton des Patriotismus komplett fehlt. Es ist ein Fussballsong, nicht mehr und nicht weniger - noch heute wird er zeitweilig in den Stadien gesungen um die Stimmung auf den Rängen anzukurbeln.
Bei Onkelz-Konzerten wurde der Song bis zum Ende der Karriere 2005 jedes mal lautstark gefordert. Es wundert nicht; der Song ist simpel und macht Spass. Singen und tanzen...!
Anno 1985 konnte Stephan Weidner, der den Text schrieb, wohl noch nicht ahnen, dass er einige Jahre später dem Land Mexiko einen Quantensprung in Sachen Entwicklung seiner Persönlichkeit und Weitsicht verdanken wird!
Ebenfalls zu hören gab es mit der Neuaufnahme, die man eigentlich nur gemacht hat um einen Song mehr in petto zu haben und so das Album zu füllen, von dem Song "Stolz", der nochmal klarmachen soll, was für die Onkelz "Skinhead" bedeutet. Eben nicht das, was daraus immer mehr wurde.

Ende 1985 gaben die Onkelz ihr letztes Konzert als Skinheadband. Weidner und Röhr hatten sich zu dem Zeitpunkt schon längst umorientiert, Pe war ebenfalls über das Hass und Gewalt-Stadium heraus gewachsen - lediglich Sänger Kevin hatte noch eine Glatze und ihm fiel es am schwersten, sich von der Szene zu lösen, die ihm als "Identifikationsfigur" Halt und Macht gab, auch wenn selbst Kevin mit dem Abrutsch nach Rechts so nix am Hut hatte.
Bei dem Konzert gingen dann auch prompt die Arme nach oben, was die Musiker ärgerte und ihnen deutlich aufzeigte, was aus der Szene geworden ist und in welche Richtung sie wohl noch gehen wird. Das wollten sie nicht, doch noch waren sie nicht soweit konsequent zu sein, was sich ab 1987 änderte.

"Mexico" ist der Abschied aus einer Szene, die ursprünglich eine andere war - ein unpolitisches Spassalbum das der Erfüllung des Vertrages mit Egoldt galt. Danach wurde es still um die Band, die sich jedoch bis zu ihrem nächsten Album "Onkelz wie wir..." 1987 weiter und weiter von ihrer Vergangenheit loslöste. Leider schnitt das keiner mit, weil die Band 1986/87/88 weitgehendst "unsichtbar" war, so konnten die Medien die Veränderung nicht nachvollziehen.
Schade, denn "Onkelz wie wir.." war der Beginn der Nowotny-Aera, die am Ende genauso peinlich für die Band verlief wie der "R'o'R"-Unsinn, jedoch die Musik immer mehr in Richtung Heavy Metal trug!

Punkte: 8 / 10


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