Bereits auf dem legendären "Metal massacre" II Sampler konnten Savage Grace aus Los Angeles einen Song platzieren; "Scepters of deceit" von ihrem 2. Demo aus dem Jahr 1982 - damals noch mit Dwight Cliff am Mikro, der für die "The Dominatress" EP (1983 - "Metal Blade") durch Jon Birke ersetzt wurde. Nach Veröffentlichung der EP verliess Gitarrist Kenny Powell die Band um mit der Hammertruppe OMEN durchzustarten (zu empfehlen; deren 3 ersten Scheiben!!). Und man holte Mike Smith in's Boot, der für das Nachfolgealbum allerdings wieder entlassen wurde.
1985 konnte dann endlich der Debüt-Longplayer erscheinen; "Master of disguise"! Was für eine Granate - bis in's Detail perfekter Metal - eine Mischung aus NWoBHM, US-Power Metal und vorallem Speed Metal.
Eröffnet wird mit dem Gespann "Lions roar/Bound to be free" - das Intro erinnert dann auch stark an Diamond Head, "Bound to be free" jedoch eher an Iron Maiden - eine wundervolle Komposition, die als Hymne gipfelt, jedoch keine schlappe Nudel wie bei anderen Bands, sondern unendlich kraftvoll!
"Fear my way" wird von einem sehr Maiden-esken Riff eingeleitet (erinnert an alte Maiden zu Di Anno Zeiten) und hat auch diesen galoppierenden NWoBHM-Groove; im Mid-Tempo gehalten, jedoch wieder spannend wie ein kurz vor dem Ausbruch vibrierender Vulkan.. Hammer!
"Sins of the damned" gehört sicher zu den (vielen) Highlights der Scheibe; ein Speed/Power Metal-Kracher mit viel Melodie (und wieder erinnert der "oooh"-Gesang an Iron Maiden) - auch hier kann man von einer Hymne sprechen. Die rauhe Produktion hilft dem Song fies und messerscharf zu klingen. Keine Schnörkel, kein Schönwetter-Bullshit wie er heute unter Power Metal geführt wird. Nein, 100% Energie.
A-Seite wird mit "Into the fire" beendet; ein weiterer Knaller, eine Explosion mit wunderbarem Tempo, geilen Drums von Dan Finch, der gnadenlos loslegt und sich durch den Song hämmert - dazu der geniale Gesang von Mike Smith. Weltklasse!
Die B-Seite wird mit einem Drum-Gewitter eingeleitet, das den Titeltrack "Master of disguise" lanciert - eine obergeile DIO-mässige Hymne (der Gesang erinnert stark an den Rainbow/Black Sabbath Schreizwerg), nur eben etwas schneller und durch die ungeschliffene Produktion unendlich powerful! Super Gitarrenarbeit von Christian Logue (wurde 2006 inhaftiert wegen unerlaubtem Praktizieren als Arzt) und Mark Marshall. Logue übernahm dann später sogar noch den Gesang!
Mit "Betrayer" folgt dann der wohl langsamste Song der Scheibe. Das soll jedoch nicht heissen, dass er schlechter ist als die Speed-Granaten - auf keinen Fall; der Song hat eine destruktive, gefährliche Atmosphäre, wirkt wie ein tiefer Fall nach unten, direkt in die Hölle. Sehr angelehnt an frühen US-Metal und vorallem den Auslöser all dieser Metal-Musik; den NWoBHM! Auch hier reisst Basser Brian East wieder einen fantastischen Basslauf von seinem Instrument - der Typ spielt einfach superb und das ganze wird auch noch würdigend in Szene gesetzt.
"Sons of inquity" kann dann wieder als Highlight bezeichnet werden; voll auf Angriff, lauernd, rippend, galoppierend wie eine Streitmacht, die aus einem Hinterhalt angreift und alles platt walzt.. Weltklasse!
Der endgültige Rausschmeisser und mitunter stärkste Song des auf Top-Niveau eingehämmerten Albums ist dann "No one left to blame"; ein Speed Metal-Kracher, der wieder mit Maiden-esken Gitarren aufwartet, jedoch mehr drive hat als vieles der Engländer - dazu das geile Tempo.. Ein gelungener Abschluss einer der besten Metal-Platten in diesem Genre! Nach dem passenden, bezeichnenden Bombenknall wird noch ein etwas unnötiges outro eingefadet...
Die Scheibe wurde mit 2 verschiedenen, jedoch sehr ähnlichen Covers veröffentlicht - die eine Version wird wohl bei "Metal Blade" für die USA erschienen sein, ich besitze die "Black Dragon"-Scheibe, also die europäische Veröffentlichung!
"Master of disguise" ist für mich - kann man meinem Review wohl entnehmen - eine absolut perfekte Scheibe! Savage Grace, die 1981 gegründet wurden (ursprünglicher Name: Marquis De Sade), können als Massstab für den aufkommenden Speed Metal betrachtet werden - sie waren vielleicht nicht die allerersten, jedoch sicher mitunter die Besten zu jener Zeit... Auch zu empfehlen ist die Debüt-EP und das 1986 veröffentlichte Superalbum "After the fall from grace".
Das vorliegende Werk holt spielend die 10er Karte ab, man müsste hier die Skala eigentlich erweitern!
Punkte: 10 / 10