Testament Practice What You Preach (1989) - ein Review von Lord

Testament: Practice What You Preach - Cover
4
4 Reviews
55
55 Ratings
8.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Thrash Metal


Lord
08.06.2010 15:15

"Practice What You Preach" ist ein gutes Metal-Album, jedoch ein sehr mässiges Thrashmetal-Album - und die Band spielt nunmal Thrashmetal.

Der 1986 gegründete Oakland-Fünfer schwächelt auf dem 3. Album; nach dem fantastischen Debüt "The legacy" 1987 (für mich ihr Meisterwerk) und dem sehr guten Nachfolger "The new order" ein Jahr später, schien der Band die Ideen ausgegangen zu sein. 1989 zeigte sich die eigentlich vitale Band ausgebrannt und schlapp - so sind die meisten Songs im Midtempo angesiedelt und stinken deswegen arg ab - oft langweilig und lang gezogen!

Handwerklich kann man nix sagen; mit dem Saitenhexer Alex Skolnick haben Testament einen sensationellen Gitarristen in ihren Reihen, doch wenn der Mittelstürmer das Tor nicht trifft, gewinnt das Team eben nicht. Und so ist's auf "Practice what you preach" auf weiten Stecken; die zündenden Ideen bleiben aus, vieles klingt einfach langweilig, grenztrivial und ausgepowert. Die nicht allzu knackige, verhallte Produktion, die die Gitarren in einem Sound-Sumpf verschwinden lässt, hilft da auch nicht weiter; diese Art von Produktion hat schon manches Thrashmetal-Album langweilig gemacht. Den schwarzen Peter kann man Alex Perialas und der "Fantasy Studios" in die Schuhe schieben - das mangelhafte Songwriting geht auf die Kappe der Band!

Eröffnet wird relativ unspektakulär mit dem Titeltrack "Practice what you preach"; ein zäher Song mit langweiligem Refrain, der streckenweise etwas an Metallica erinnert (u.a. "Battery"), ohne jedoch deren Klasse zu erreichen.
Testament verbanden auf ihrem Debüt NWOBHM mit dem Thrashmetal von Metallica - jene liessen sich ja auch in erster Linie von englischen Bands wie Diamond Head, Savage oder Blitzkrieg beeinflussen und brachten deren Songgut nach Amerika. Dass Testament (zuvor "Legacy") sich davon beeinflussein liessen, hörte man immer mal wieder - auf dieser Scheibe kommt das aber besonders ausgeprägt rüber. So klingt Sänger Chuck Billy, der immer etwas kehlig gesungen hat, in manchen Songs extrem ähnlich wie James Hetfield, ohne jedoch dessen Rotz in der Stimme zu haben.
"Perilous nation" klingt dann dafür wie die Kollegen von Megadeth.

Nun gut, so zieht es sich durch die Platte, die am Stück sehr langweilig und wenig aufregend ist. Mal ein Song zwischendurch geht in Ordnung; da wären zB das griffige "Sins of omission" oder das teils sanfte, gelungene "The ballad" (der "The legacy" Vorläufer) zu erwähnen, letzteres erinnert jedoch SEHR an Metallicas "Welcome home"! "Nightmare" knallt ordentlich, klingt aber auch wieder nach Metallica.
Aber auf die gesamte Strecke gibt die Platte nichts her. Wie ein Marathonläufer, der nach halber Distanz bei 21 km schlapp macht. Es wird zur Qual und man sehnt sich nach den Hymnen ihres Debüts, die von Energie, Ideen und Charisma nur so strotzen und um einiges eigenständiger klangen als das Material von 1989.
Es fällt auch auf, dass man "trendy" bassbetont sein möchte (coole Bands wie Anthrax, Suicidal Tendencies oder Nuclear Assault haben zu diesem Zeitpunkt längst solche Elemente in die Songs eingebaut, resp. die Songs darauf aufgebaut) oder dem kriechenden "Master of puppets"-Sound von Metallica nachäfft... Für mich alles erfolglos.

"Practice what you preach" war mich damals eine Enttäuschung, da ich das Debüt geliebt habe - allgemein kann man sagen, dass sich die Band nach "The legacy" kontinuierlich verschlechtert hat: Denn "The legacy" war hammersensationell, "The new order" war sehr gut, "Practice what you preach" ist mässig und das darauf folgende 4. Studioalbum "Souls of black" war eine Katastrophe!
Die Platte kriegt von mir 5,5! Man könnte auch 6 oder gar 6,5 geben, doch da Testament mehr können, bleibe ich in diesem Fall hart.

Punkte: 5.5 / 10


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