Der Einstieg erfolgt durch “There Ain't No Running Away“, und das gleich kurz und knackig auf den Punkt kommend. Man kann sich die offenen Münder damals bestens vorstellen, angesichts dieser völlig unüblichen Härte und Kompromisslosigkeit. Vor allem Sänger Rössner nutzt seinen Gesangspart offensichtlich, um lang angestaute Aggressionen entsprechend auf seine Art freizulassen und so zu verarbeiten. Ein perfekter Opener, mit dem allein man eigentlich einen ähnlichen nationalen Vorreiter-Status wie die SCORPIONS oder ACCEPT verdient hätte. Aber auch im weiteren Verlauf werden keine Gefangenen gemacht; treibende Riffs, leidenschaftliche Soli und eine schwer zu beschreibende, aber durchgängige “Bad-Ass“-Attitüde sorgen auch heute noch für Hochgenuss. “Rock'n'Roll Close…” oder der Titelsong dagegen sind gute Beispiele für so genannten “Proto Metal“, also Hard Rock-Songs, die einfach noch einen Tick schneller und roher als bisher üblich gespielt wurden. “Doom Power“, das erste Highlight auf der B-Seite, hält zwar nur zur Hälfte, was der Titel verspricht, denn Doom Metal gibt es nicht mal im Ansatz, dafür aber eben Power ohne Ende. Abgeschlossen wird dieses erstaunliche Album von “The Lights of Blind“, einem weiteren Heavy Rock / Metal-Song der Extraklasse, mit prägnanten Gitarren-Leads und einem ruhigen, epischen Songaufbau. Ein krönender Abschluss und mit dem Potenzial, mancher späterer Epic Metal-Band als Vorbild zu dienen, wenn die THE HAND OF DOOM denn etwas bekannter gewesen wäre.
Und klang Sänger Rössner bis hierhin schon recht derb, um nicht zu sagen angepisst, so setzt er bei den bisher unveröffentlichten Aufnahmen auf der Bonus-LP (live im Studio eingespielt) und den Live-Aufnahmen auf der D-Seite noch einen drauf und röhrt böser und wütender als mancher spätere Death Metal-Grunzer. Die Live-Songs stammen dabei von einem Open-Air-Konzert im Sommer `78, allerdings nicht auf einer Festivalbühne, sondern während einer Rock-Veranstaltung auf einem Kaufhaus-Dach im hessischen Eschwege, wobei sich die Besucher auf dem Parkplatz tummeln mussten. Und keine Angst, der Sound ist wesentlich besser und klarer als man jetzt vielleicht denkt, trotz einfachster technischer Mittel. Des Weiteren ist in diesem eindrucksvollen Gesamtpaket noch eine 7“-Single enthalten, die zwei Songs der Band bereithält, die wohl vor dem Album aufgenommen wurden und beide erstklassigen Heavy Rock bieten. Vor allem “We Are All Loosers“ ist eine teils melancholische, teils bitterböse Abrechnung, wohl mit der eigenen Unzufriedenheit in der hessischen Provinz, zusätzlich noch eingeengt und bedroht durch die unmittelbare Nähe des damaligen innerdeutschen Grenzgebiets.
Demos hat man scheinbar keine eingespielt. Eine weise Entscheidung, schließlich wäre zum damaligen Zeitpunkt wohl jeder Labelchef und Musikvermarkter rückwärts von seinem Drehstuhl gestürzt. Also löste man sich nicht lange nach seinem eigenproduzierten Debüt wieder auf und blieb dem Musik-Business wohl für immer fern.
Ein eindrucksvoller, mehr als würdiger Re-Release also, bei dem schlicht keine Wünsche offen bleiben. Nutzt die Chance, um diese faszinierende Band kennen zu lernen, viel mehr bleibt als Fazit nicht und sollte wohl auch gar nicht mehr notwendig sein.
Bewertung 9/10
Sgt. Kuntz für www.metallized.de
Punkte: 9 / 10