The Hand Of Doom Poisonoise (1979) - ein Review von Sgt. Kuntz

Hand Of Doom, The: Poisonoise - Cover
0
0 Reviews
6
6 Ratings
8.92
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal


Sgt. Kuntz
18.05.2010 15:04

Kurz, aber dafür umso intensiver war das musikalische Zusammentreffen der vier oben genannten und auf dem Cover abgebildeten Herren, die Ende der 70er (also irgendwann im dunklen Spätmittelalter bevor es Kabelfernsehen und MTV gab) zusammen THE HAND OF DOOM ins Leben riefen und einen ganzen Schwung an Songs komponierten, die ihrer Zeit mindestens drei, vier Jahre voraus waren. Denn statt mit den üblichen PURPLE / ZEPPELIN-Einflüssen zu hantieren, steckte man härte- und rhythmustechnisch eher mit den britischen Punk Rockern, MOTÖRHEAD oder den allerersten NWOBHM-Bands unter einer Decke. 1979 sollte als das “Poisonoise“-Jahr in die Geschichte eingehen, eine solche Wucht und kompromisslose Härte, wie auf diesem Album, hatte man bisher noch von keiner deutschen Band erlebt und auch sonst von nur ganz wenigen. Nach dem diesjährigen Re-Release durch Shadow Kingdom Records auf CD, folgt nun unter der Regie von High Roller Records ein Vinyl-Re-Release der besonderen Art, hat man doch neben dem eigentlichen Album noch eine komplette LP und eine Single mit Bonussongs draufgelegt. Alle Songs wurden von dem originalen Mastertape gezogen und behutsam überarbeitet. Das Ganze im Gatefold-Cover in der gewohnten Qualität in Sachen Optik und Haptik. Sogar das HRR-Label auf der Platte passt farblich perfekt zum Rest, genau wie die Auflage, denn die ist mit 500 genauso “groß“, wie sie schon vor 30 Jahren war.

Der Einstieg erfolgt durch “There Ain't No Running Away“, und das gleich kurz und knackig auf den Punkt kommend. Man kann sich die offenen Münder damals bestens vorstellen, angesichts dieser völlig unüblichen Härte und Kompromisslosigkeit. Vor allem Sänger Rössner nutzt seinen Gesangspart offensichtlich, um lang angestaute Aggressionen entsprechend auf seine Art freizulassen und so zu verarbeiten. Ein perfekter Opener, mit dem allein man eigentlich einen ähnlichen nationalen Vorreiter-Status wie die SCORPIONS oder ACCEPT verdient hätte. Aber auch im weiteren Verlauf werden keine Gefangenen gemacht; treibende Riffs, leidenschaftliche Soli und eine schwer zu beschreibende, aber durchgängige “Bad-Ass“-Attitüde sorgen auch heute noch für Hochgenuss. “Rock'n'Roll Close…” oder der Titelsong dagegen sind gute Beispiele für so genannten “Proto Metal“, also Hard Rock-Songs, die einfach noch einen Tick schneller und roher als bisher üblich gespielt wurden. “Doom Power“, das erste Highlight auf der B-Seite, hält zwar nur zur Hälfte, was der Titel verspricht, denn Doom Metal gibt es nicht mal im Ansatz, dafür aber eben Power ohne Ende. Abgeschlossen wird dieses erstaunliche Album von “The Lights of Blind“, einem weiteren Heavy Rock / Metal-Song der Extraklasse, mit prägnanten Gitarren-Leads und einem ruhigen, epischen Songaufbau. Ein krönender Abschluss und mit dem Potenzial, mancher späterer Epic Metal-Band als Vorbild zu dienen, wenn die THE HAND OF DOOM denn etwas bekannter gewesen wäre.

Und klang Sänger Rössner bis hierhin schon recht derb, um nicht zu sagen angepisst, so setzt er bei den bisher unveröffentlichten Aufnahmen auf der Bonus-LP (live im Studio eingespielt) und den Live-Aufnahmen auf der D-Seite noch einen drauf und röhrt böser und wütender als mancher spätere Death Metal-Grunzer. Die Live-Songs stammen dabei von einem Open-Air-Konzert im Sommer `78, allerdings nicht auf einer Festivalbühne, sondern während einer Rock-Veranstaltung auf einem Kaufhaus-Dach im hessischen Eschwege, wobei sich die Besucher auf dem Parkplatz tummeln mussten. Und keine Angst, der Sound ist wesentlich besser und klarer als man jetzt vielleicht denkt, trotz einfachster technischer Mittel. Des Weiteren ist in diesem eindrucksvollen Gesamtpaket noch eine 7“-Single enthalten, die zwei Songs der Band bereithält, die wohl vor dem Album aufgenommen wurden und beide erstklassigen Heavy Rock bieten. Vor allem “We Are All Loosers“ ist eine teils melancholische, teils bitterböse Abrechnung, wohl mit der eigenen Unzufriedenheit in der hessischen Provinz, zusätzlich noch eingeengt und bedroht durch die unmittelbare Nähe des damaligen innerdeutschen Grenzgebiets.

Demos hat man scheinbar keine eingespielt. Eine weise Entscheidung, schließlich wäre zum damaligen Zeitpunkt wohl jeder Labelchef und Musikvermarkter rückwärts von seinem Drehstuhl gestürzt. Also löste man sich nicht lange nach seinem eigenproduzierten Debüt wieder auf und blieb dem Musik-Business wohl für immer fern.

Ein eindrucksvoller, mehr als würdiger Re-Release also, bei dem schlicht keine Wünsche offen bleiben. Nutzt die Chance, um diese faszinierende Band kennen zu lernen, viel mehr bleibt als Fazit nicht und sollte wohl auch gar nicht mehr notwendig sein.


Bewertung 9/10

Sgt. Kuntz für www.metallized.de

Punkte: 9 / 10


Warum sind die Cover-Bilder verpixelt?

Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten

Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.

Da Musik-Sammler.de nachwievor von privater Hand administriert, betrieben und bezahlt wird, ist jede Abmahnung ein existenzbedrohendes Risiko. Nach der letzten Abmahnung, die einen 5-stelligen(!) Betrag forderte, sehe ich mich nun gezwungen drastische Maßnahmen zu ergreifen oder die Seite komplett aufzugeben. Daher werden jetzt alle hochgeladenen Bilder der Veröffentlichungen für NICHT-EINGELOGGTE Nutzer verpixelt. Wer einen Musik-Sammler.de Nutzeraccount hat, braucht sich also einfach nur einmal anmelden und sieht wieder alles wie gewohnt.