Ayreon The Human Equation (2004) - ein Review von Kubi

Ayreon: Human Equation, The - Cover
3
3 Reviews
39
39 Ratings
9.03
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Melodic Metal, Progressive Metal
Rock: Hardrock, Progressive Rock


Kubi
01.06.2008 21:45

Vier lange Jahre, die freilich durch STAR ONE und das Live-Album gut überbrückt wurden, hat es gedauert, bis Arjen Lucassen wieder mit seinem Hauptprojekt AYREON vorstellig wird. Und die Spannung und Erwartungshaltung wurde bei mir mit Lesen der diesmal teilnehmenden Musiker ins Unermessliche getrieben. Denn Arjen Lucassen hat glücklicherweise darauf verzichtet die üblichen Verdächtigen (Kiske, Sammet, Damien Wilson etc.) einzuladen, sondern echte Charakterstimmen für "The Human Equation" geholt.

Dies war für die Story des Doppeldeckers allerdings auch zwingend nötig. In den 103 Minuten geht es um einen egozentrischen Erfolgsmenschen, der bei einem Autounfall ins Koma fällt. Während Frau, Vater und bester Freund an seinem Krankenbett um sein Leben bangen, kämpfen die Charaktereigenschaften Angst, Agonie, Wut, Stolz, Liebe, Vernunft und Leidenschaft um die Vormachtstellung im Kopf des Komatösen.

Die eigentliche Stärke von "The Human Equation" ist dann auch die beinahe perfekte Wahl der Stimmen. Wer wäre für Wut schon besser geeignet als Devin Townsend? Welche Stimme könnte besser brillieren als Agonie als Devon Graves (DEAD SOUL TRIBE)? Und wer könnte eindringlicher die Vernunft darstellen als Eric Clayton (SAVIOUR MACHINE)? Genau. Niemand. Und der Rest der Belegschaft steht dem in nichts nach. Manus Ekwall's (THE QUILL) kräftige Stimme ist die perfekte Vertonung für den Stolz, Mikael Akerfeldt (OPETH) nicht minder genial für die Angst. Liebe und Leidenschaft werden von den entzückenden Heather Findlay und Irene Jansen (auch bei STAR ONE dabei) wunderbar wiedergegeben.

Doch auch die Namen der Personen bürgen für Qualität. James LaBrie (DREAM THEATER) als Zweifelnder im Koma macht eine genauso gute Figur wie Mike Baker (Vater, SHADOW GALLERY), Arjen Lucasson (bester Freund) selbst und die bis dato völlig unbekannte, aber wunderbare Stimme von Marcela Bovio.

Und so sind es die emotionalen Gesangsduelle von Agonie und Vernunft, von Wut und Angst, von Liebe und Stolz, aus der "The Human Equation" seine Klasse schöpft. Das Ganze wird dargeboten auf einem ungeheuer breit geflochtenen Klangteppich, der ebenso alle Härtegerade abdeckt, wie er Platz lässt für eingängige Melodien und komplexe Songstrukturen.

An Höhepunkten mangelt es den 103 Minuten Spielzeit dabei natürlich auch nicht, als da wären 'Day Two: Isolation' mit großartigen Gesangsduell von LaBrie und Eric Clayton, das opulente 'Day Three: Pain' mit einem genialen, von Devin Townsend selbst geschriebenen Schlussakt. 'Day Six: Childhood' ist eine düstere Ballade, die von den beklemmenden Stimmen von Devon Graves und Mikael Akerfeldt lebt. Dazu kommt die mit wunderschönen Melodien versehene Singleauskopplung 'Day Eleven: Love', das harte, abwechslungsreiche 'Day Twelve: Trauma', welches von Akerfeldt's Gegrunze und Clayton's theatralischer Performance getragen wird. Entzückend wird es bei 'Day Thirteen: Sign'. Die mit Flöten und Streichern versehene und von Heather Findlay und LaBrie eingesungen Ballade ist ein echter Ohrenschmaus. 'Day Sixteen: Loser' ist völlig abgefahren. Folkige Strophen von Mike Baker münden in einen harten Refrain von Devin Townsend und werden von aberwitzigen Orgelsoli begleitet.

Den krönenden Abschluss bildet das siebenminütige 'Day Twenty: Confrontation', bei dem jeder Akteur noch mal zum Zug kommt, man mit wunderbaren Gesangsduellen geradezu überhäuft wird und mit einem überraschenden Ende die Story beschließt.

Apropos jeder Akteur. Nicht nur die Sänger leisten hervorragende Arbeit. Ed Warby bearbeitet die Felle in gewohnter Präzision, während Lucassen vor allem bei den harten Momenten auf der Gitarre zu glänzen versteht. Die spacigen, abgefahrenen Keyboards teilen sich Ken Hensley (ex-URIAH HEEP), Martin Orford (IQ), Joost van der Broed (SUN CAGED) und Oliver Wakeman. Entsprechend abwechslungsreich sind die farbenfrohen Tastentöne dabei ausgefallen. An einigen, wenigen Stellen stören mich die etwas arg opulenten Tastenspiele zwar mal, aber im Vergleich zu den "Universal Migrator"-Alben kommen sie mir diesmal wieder deutlich songdienlicher vor.

Insgesamt bleibt "The Human Equation" aber ein grandioses Konzeptalbum, das über 100 Minuten musikalischer Unterhaltung auf allerhöchstem Niveau bietet und keinen Fan der Band enttäuschen dürfte. Im Gegenteil.

Wie bei InsideOut so üblich, gibt es auch "The Human Equation" in mehreren Versionen. Neben der regulären Doppel-CD gibt es noch eine Special und eine Limited Edition. Beide mit einer Bonus-DVD und 24-seitigem bzw. 36-seitigem Booklet im Klappschuber respektive im Buchformat. Ihr wisst, was ihr zu tun habt.

Anspieltipps: Day Three: Pain, Day Six: Childhood, Day Eleven: Love, Day Twelve: Trauma, Day Thirteen: Sign, Day Sixteen: Loser, Day Twenty: Confrontation

http://www.powermetal.de/review/review-4051.html

Punkte: 9 / 10


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