Völlig verblüfft las ich doch neulich in der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung’ eine lange und positive (!) Kritik über ein METALLICA-Konzert. Der Autor Peter Kemper war merklich tief beeindruckt. Für in lebt Rockmusik aus dem „inneren Zwang zur Steigerung der Extreme“, was dazu führe, daß gerade Heavy Metal „körperlich spürbar“ werde. Nachdem er dann „quaderförmig-scharfkantige“ Aspekte in der „brachialen Riff-Architektur“ des Stückes ‘King Nothing’ entdeckt und die Ballade ‘Nothing Else Matters’ mit der „Zärtlichkeit eines Leberhakens“ verglichen hatte, resümierte er, daß METALLICA den „Balanceakt zwischen Kitsch und epischer Größe“ gemeistert hätten. Als Grund hierfür nannte er METALLICAs vollzogene „Versöhnung von Lärm und Verstand“. In diesem Sinne lärmend und ohne Verstand sind ADVOCATE. Die vier Amis aus New Jersey scheren sich nämlich einen Dreck um irgendwelche kommerziellen Trends. Mit ‘ROCKALLICA’ haben die nichts am Hut. Hier wird gepowert bis die Membrane platzen. Schaut Euch nur einmal das kultige Cover an, dann wißt Ihr, wo der Hase langläuft. ADVOCATE haben sich mit Herz und Verstand (!) dem guten alten Power Metal verschrieben, komme was da wolle. Wie leibhaftige Hymnen stürmen die fünf Stücke aus meinen Boxen. Die Produktion ist zwar leicht dumpf, aber doch knallt sie gewaltig und so wollen wir das. Musikalisch sind die Jungs wirklich über alle Zweifel erhaben. Da werden doch tatsächlich alte Erinnerungen in mir wach, wenn ich diesen geilen Riffs, diesen tierischen Breaks und überhaupt diesem superben Sänger lausche. Der Typ gibt alles. Mein Gott, jetzt stehe ich mit meinen 28 Jahren auch noch vor den Boxen, bange den Kopf und spiele Luftgitarre - unglaublich. OMEN, ja, an OMEN erinnert mich diese Scheibe. Aber nicht nur an OMEN, sie erinnert mich überhaupt an die glorreichen US-Power-Days, die uns VICIOUS RUMORS mit ‘Digital Dictator’, JAG PANZER mit ‘Ample Destruction’, METAL CHURCH mit ihrer ersten Platte oder SANCTUARY mit ‘Refuge Denied’ bescherten. Wenn diese Mucke so weiter geht, werde ich noch meinen CD-Spieler vernaschen. Solange sich der Underground mit solchen Sahnehäuptchen zu Wort meldet, kann der Metal nicht tot sein, völlig ausgeschlossen. Der Metal lebt, er ist hellwach, regeneriert sich gerade und wird bald in nie zuvor dagewesener Anmut auferstehen. Metal rules! Und Ihr alle könnt dann Euren Enkelkindern erzählen: „Ich war dabei.“ Jawoll!!! Wenn Ihr Euch jetzt diese EP von ADVOCATE in Eure Sammlung stellen wollt, dann zögert nicht, sondern tut es bald. Viele Exemplare gibt es von dem Teil nämlich nicht mehr. Und noch etwas, damit wir uns nicht falsch verstehen: ‘World Without End’ ist gerade für STEEL PROPHET-Jünger der absolute, ultimative Pflichtkauf. Kult!
Punkte: 9 / 10