Ein bunter Genre-Mix verstreut sich über das gesamte Album. Das elektrisch veranlagte "Friends" versteht sich dabei ebenso gut mit dem Country-mit-Blasorchester-Song "Learnin' to Love" oder dem Dub-Reggae-Stück "The Fruit Man". Es macht Spaß, sich durch die verschiedenen musikalischen Bandbreiten der Band zu hören, ist aber zugegebenermaßen im ersten Moment ein wenig anstrengend, wenn man nicht weiß, wie man das zu deuten hat. Etwas anstrengend ist auch das progressiv-elektrische "Spirit Walker", das stimmlich streckenweise etwas an Daft Punk erinnert, was nicht zu der gegen Ende einsetzenden Akustikgitarre passt.
Mit einem typisch mexikanischen Bläser-Instrumental startet "Fiesta" das Genre-Feuerwerk "La Cucaracha" und bleibt dabei mitunter der einzige Song, den man sich unter dem mexikanisch wirkenden Konzept des Albums erwartet hätte. Der Rest ist Ween-typisch sehr überraschend und alles andere als konventionell.
"With My Own Bare Hands" zeigt, daß die Band sich auch im Hardrock-Genre beheimatet fühlt und mit harten Klängen nicht zu geizen vermag. Textlich geht es bei dieser Band ja sowieso schonmal etwas härter zur Sache, in diesem Song zeigen Ween, daß sie sowas zweifelsohne auch musikalisch können, auch wenn sie dabei nicht sehr abwechslungsreich vorgehen und eine einzige, aber prägnante Hook verfolgen.
Gelassener nimmt es der "Fruit Man", der sich lässig durch die Welt groovt und vergessen lässt, was da wenige Momente zuvor die Wände zum Beben gebracht hat. Das ist es, was Ween ausmacht. Ein Unterschied von einem Lied zum anderen, der größer nicht sein könnte: Hartes Metal-Geschrammel und direkt hinterher gelassene Reggae-Klänge. Das würde nicht gehen, wenn Ween eine vollkommen ernst zu nehmende Band wäre. Der bunte Mix funktioniert nur, weil sich die Band selbst nicht zu schade ist, auch ungewöhnliche Wege zu beschreiten, ohne dabei Angst haben zu müssen, sich der Lächerlichkeit auszusetzen.
Etwas deplatziert scheint "Lullaby", das seinem Namen alle Ehre macht, aufgrund seiner schläfrigen Stimmung jedoch eher als letztes Lied aufgehoben wäre, wenn es Intention der Band ist, daß der Zuhörer auch bei den letzten beiden Stücken noch wach ist. Nur von einer Klavierbegleitung getragen, singen Ween hier so brav, wie man es sich nur wünschen kann. Man wartet trotzdem oder gerade deshalb allerdings immer auf die eine Zeile, die die trügerische Stille und Wärme stört, jedoch lässt sich diese bis zum Harfen-Abklang nicht blicken.
Ungewöhnliche Instrumente haben auf diesem Album die Oberhand, so ist in "Woman and Man" neben Schellenkränzen und Congas auch eine Panflöte zu hören. Da das Lied gestandene elf Minuten Spiellänge erreicht, ist es damit freilich noch lange nicht getan. Mittendrin entwickelt es sich - auf diesem Album kann man das ruhig als überraschend bezeichnen - zu einem "ganz normalen" Rocksong inklusive ordentlichem, vierminütigem Gitarrensolo, das dann prompt in ein Bongo-Orchester übergeht und sich mit einer Gitarrenwand und Brandungsgeräuschen in das letzte Lied verabschiedet.
"Your Party" erinnert mit seinem Saxophon-Solo, gekoppelt mit einem klassischen, einfachen Gitarren-Riff, an 60er- bis 80er-Jahre Schmuserock - oder auch schmutzige Liebesfilme. Zum Abschluss kann man sich also noch einmal richtig fallen lassen, der Text wird durch die Musik perfekt ergänzt.
Ween schaffen es, auf "La Cucaracha" jeden Geschmack zu treffen und somit für jeden etwas zu bieten. Viele mag der Stilmix überfordern, allerdings ist es gerade das, was dieses Album so herausragend und interessant macht. Und wem gelingt es schon, allein mit dem Albumtitel einen Ohrwurm zu garantieren?
Punkte: 8 / 10