Seit ihrem bereits sehr gelungenen Debütalbum haben sich Kreator von Jahr zu Jahr, und das kann man wirklich wortwörtlich nehmen, sieht man sich an, wann die Alben rauskamen, durchgehen gesteigert. Aus taktsicheren Prügelknaben sind Virtuosen des deutschen Thrashs geworden. "Blind Faith" verprüht die Energie, die aus dem Album ausgeht und erst mit "Behind the Mirror" ist dann wieder schluss mit dem Spektakel. Dazwischen ist man durchgehen gefesselt.
Die Riffs sind oft sehr strukturiert und vergleichsweise lang, soll heißen, Kreator arbeiten mit vielen Tonfolgen, lassen aber kein Track aus, auch mal in einer anderen Form aus sich rauszugehen. Attacken dürfen demnach trotzdem nicht fehlen, was besonders auf "One of Us" zu hören ist. Teils fungieren Riffs auch als Hybrid für Opener und Thrashpassagen, wie auf "No Escape" und gestalten die Lieder entsprechend hymnisch. Die Rhythmen sind stehts im Vordergrund, man merkt das Sekunde für Sekunde. Es verhält sich ähnlich einer Achterbahnfahrt, erst kloppen sich Kreator nach vorne, bevor sie langsamer werden und dann filigran nach vorn galoppieren, ehe das Tempo gegen Ende wieder angehoben wird. Oder sie beginnen langsam und bauen mit der Zeit auf, im Falle von "No Escape" blasen Kreator zum Marsch und "Storming with Menace" gestaltet sich ganz nach "Pleasure to Kill", und rast einfach nur geradlinig nach vorn. Mit einem solchen Taktgefühl im Repertoire kann man fast nichts mehr falsch machen, und das Richtige ist umso schöner anzuhören, schließlich ist das Riff-Rhythmus-Gefühl bei Kreator ein wahres Phänomen. Wem das hier aber zu ordentlich war, durfte sich 2 Monate später von Sodoms "Persecution Mania" zertrümmern lassen. Dass Kreator Soli weiterhin nicht ernst nehmen, daran haben wir uns denke ich, aber langsam gewöhnt.
"Terrible Certainty", wie gesagt, ein Titel, der das Dargebotene perfekt zusammenfasst. Nächste Station: "Extreme Aggression"!
Punkte: 9 / 10