Scorpions Taken By Force (1977) - ein Review von Spearhead24

Scorpions: Taken By Force - Cover
2
2 Reviews
34
34 Ratings
8.59
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Hardrock, Heavy Metal
Rock: Hardrock


Spearhead24
29.01.2010 20:44

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als Teenager Anfang der 90er-Jahre im Begriff war, mich an die Entdeckung der Scorpions-Werke der 70er vor "Lovedrive" zu machen. Allein die mir zuvor unbekannte Existenz früherer Alben, die nicht durch "Best Of Rockers N' Ballads" berührt wurden und kultig-peinliche Bandfotos von '77 und früher fand ich erstmal heftig. Zwei entsprechende Best-Of-LPs hatte ich bald erstanden, um erstmal einen groben Überblick über das zunächst irrtümlicherweise verstaubt vermutete Frühwerk zu bekommen. Das erste "richtige" Albums wurde dann hauptsächlich anhand des vorab bekannten Materials ausgesucht - d. h. die Platte, von der die besten Tracks auf den Best-Ofs waren, sollte also der Einstand in eine "neue" Ära sein (denn dann wäre vom Rest des Albums ja sicherlich ähnlich gutes zu erwarten).

"Taken By Force" hatte insofern allein durch die beiden Feger "Steamrock Fever" (klasse Drive und dann noch die phänomenale Idee mit dem Presslufthammer...) und "He's A Woman - She's A Man" (nahm die Energie und Geschwindigkeit von "Lovedrive" vorweg - kein Wunder, dass der Song gerne metallisch gecovert wird) schon die Nase vorn. Dazu kam mit "The Sails Of Charon" ein Klasse-Hardrocker mit einer
gewissen Dramatik.

Dieses Album wurde also mangels Verfügbarkeit seiner Tape-Version und fehlender Attraktivität von LPs meine allererste CD - und sie war dieses Status mehr als würdig. Zunächst schien sich allerdings neben den vorgenannten 3 Songs kein weiterer Klassiker darauf zu verbergen, aber (leider erst) mit einigem zeitlichem Abstand entdeckte ich auch die Magie von "We'll Burn The Sky": ein Gedenken an den verstorbenen Jimi Hendrix, von dessen letzer Lebensgefährtin Monika Dannemann getextet und strotzend vor Gefühl. Unnachahmlich, wie diese Halbballade zwischen zerbrechlichen Akkustik-Parts und donnerndem Hardrock wechselt um dann in einem Feuerwerk im Finale aufzugehen - Gänsehaut ist angesagt!

Als sehr gewöhnungsbedürftig empfand ich damals den Uli Roth-Song "I've Got To Be Free", hauptsächlich wegen des nahezu "funky" Gitarrenspiels (mir fällt dazu immer noch keine bessere Umschreibung ein), das sich zu dem üblichen Hardrock gesellt. Mittlerweile sehe ich darin, ebenso wie bei dem "Easy-Listening"-Song "Your Light" (auch aus der Feder von Roth), eine Bereicherung. Vielleicht sind gerade diese beiden Songs wesentliches Indiz dafür, dass Uli Roth sich im Mantel einer Hardrock-Band nicht einbehalten liess - und folgerichtig nach diesem Album seinen Abschied nahm.

Mit "The Riot Of Your Time" befindet sich ein gutklassiger, wenn auch nicht überragender Schenker/Meine-Song auf dem Album, der sich als Nicht-Ballade durch den stimmigen Einsatz von Akkustik-Gitarren auszeichnet. Das traurige "Born To Touch Your Feelings" ist als Rausschmeisser die obligatorische (reine) Ballade und leider auch der Grund, dass "Taken By Force" sich nicht für die Höchstnote qualifiziert. Auch hier wurde zwar ein innovativer Effekt (in Form einer Schar verschiedensprachiger Frauenstimmen) verwendet, aber vom Gefühl her fällt das Stück gegenüber den meisten anderen Scorpions-Balladen deutlich ab.

Als Begleiterscheinungen zu diesem Album sollte man vielleicht noch erwähnen, dass es das erste mit Drummer Herman Rarebell (der bei "He's A Woman - She's A Man" gleich textlich mitwirken durfte) war und die reduzierte Version des Covers äußerst dürftig daherkommt (das ursprüngliche Cover zeigt zwei Jungs mit Spielzeugpistolen auf einem Militär-Gräberfeld). Auf den Re-Releases der CD-Version befinden sich das gutklassige Stück "Suspender Love" von der "He's A Woman - She's A Man"-Single-B-Seite (ansonsten nur auf "Tokyo Tapes" als Live-Version zu hören) und "Polar Nights" (live von "Tokyo Tapes" und
auf dessen Re-Releases ausgespart).

Diese Album gehört für mich zu den All-Time-Top-5 der Scorpions und hat, nachdem ich Uli Roths Beitrag zu schätzen gelernt habe, noch weiter an Wert gewonnen.

Punkte: 9.5 / 10


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