Scorpions Humanity - Hour I (2007) - ein Review von Amixor33

Scorpions: Humanity - Hour I - Cover
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1 Review
17
17 Ratings
8.26
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Hardrock


Amixor33
05.07.2013 16:03

Die Scorpions – im Ausland gefeiert und im Inland leider etwas verpönt und in meinen Augen zu arg auf ein Windchen reduziert. Kitsch hin oder her, ich mag die Band und hab schon in der Plattensammlung meiner Eltern in sehr, sehr jungen Jahre meine Lieblinge gefunden:
Die „Savage Amusement“ aus dem Jahre 1988 und die Live Aufnahme „World Wide Live“ von 1985 waren sehr oft gehörte Scheiben, welche ich schon immer irgendwie cooler als Queen, Supertramp und Co fand.
Und irgendwie musste ich mir selbst irgendwann noch eine Scheibe dieser Band zulegen, welche zwar nicht direkt meine Helden waren – das wurden absurder weise „Pur“ – aber dennoch eine bedeutende Rolle in meiner frühkindlichen Musikentwicklungsphase spielten.

Wie die Band inzwischen klingt, verrät schon der erste Track „Hour I“. Hoch poliert klingt vielleicht zu negativ oder künstlich, aber der Sound ist schon sehr klar und differenziert. Die Gitarren sägen schön breit und auch der Gesang ist technisch auf einem einwandfreien Level. Ein Ohrwurmfaktor ist gegeben, die Dynamik durch den stampfenden Rhythmus ebenso – trotzdem reißt mich das noch nicht ganz mit. 6,5 Punkte

„The Game of Life“ startet da schon etwas ruhiger und zeigt eindeutig, dass es hier etwas mehr in die Tiefe geht. Ein leicht melancholischer und nachdenklicher Anklang schwebt im Gesang und der Melodie, welcher sich auch im Refrain nicht komplett löst. Unterstützt wird dies wunderbar auch dadurch, dass viele Zeilen meist sehr „nackt“ gesungen werden ohne ein begleitendes Surren der Gitarren. Insgesamt sehr fließend und in sich harmonisch. 7 Punkte

Das ganze wird noch durch das Gitarrenintro von „We Were Born to fly“ getoppt. Das erzeugt allein stehend schon eine wunderbare Stimmung, welche gekonnt – wenn auch verändert bis zum Refrain gehalten und gesteigert wird. Das minimale Innehalten des Schlagzeugs kurz vor dem Einsatz des Refrains, oder das Einsetzten der sirrenden Gitarren während Klaus Meine noch die Worte hält, das Lied macht verdammt vieles richtig. Setzt sich fest, betrübt ein klein wenig meine Stimmung und ich würde nur allzu gern im Booklet nebenher mitlesen, aber dazu später mehr… 9 Punkte

„The Future Never Dies“ startet mit einem Pianointro und wird darauf hin vom Gesang begleitet. Gefällt mir allerdings erst ab dem Moment, als auch die Gitarre dazu einsetzt und das ganze sich orchestral steigert. Das hat seine epischen und starken Momente, leider aber nicht durchgängig und fällt in meinen Augen teilweise etwas ab, weswegen ich z.B. die oftmalige Wiederholungen hier sogar als leicht störend empfinde. 6,5 Punkte

Mit Trommelwirbel bietet sich ein guter Kontrast zum ausklingendem Piano an, „You’re Lovin’ Me to Death“ bietet genau das. Wobei diese ersten 5 Sekunden dann – den Refrain ausgenommen – schon wieder das schnellste am Stück sind. Zwischendrin erzeugen die kurz angeschlagenen Gitarren eine leicht schleppende oder auch nachhallende Stimmung. Daher bei mir leichte Ambivalenz wie dieser Titel aufgefasst werden soll. Fröhlich wie im Refrain oder eher anhänglich wie im Rest? Oder soll dass der Nachklang sein? Rätsel über Rätsel… 6,5 Punkte

„321“ tönt da schon eindeutiger straight nach vorne raus um sich in einem typischen Mitsingrefrain zu entladen. Der scheint mir lyrisch zwar nicht sonderlich ausgefallen zu sein – aber wer will denn bitteschön komplexe Verse auswendig lernen um mitfeiern zu können? Auch das Wiedererkennungsmerkmal ist eindeutig am Refrain festgemacht, ansonsten wird die sehr treibende Rhythmik stur durch gehalten . Der obligatorische Countdown funktioniert auch, ist zwar nicht überraschend – aber geht auf. 7 Punkte

„Love Will Keep us Alive“ klingt auch sofort nachdem was der Titel verspricht. Eine ruhigere, gefühlvolle Ballade. Super eingängig und befreit von allzu komplexen Strukturen und Spielereien. Kann mir gut vorstellen, dass dies stellvertretend eines der umstrittenen Lieder der Scorpions ist, wo der Kitschvorwurf nicht ganz aus den Händen gesaugt ist. Aber ganz ehrlich? Sooo schlimm ist das doch wirklich nicht, Hand auf’s Herz. 6,5 Punkte

Hightlight Nummer 2 hört auf den Namen „We Will Rise Again“ und ist einfach wunderbar komponiert. Der Einstieg ist flott angerissen um unvermittelt zu einem sanften Part zu wechseln, welcher schon im Gesang dezent die folgende Steigerung andeutet. Im Refrain der Höhepunkt, welches sich in einem fast schon verzweifelt klingendem „We Will Rise Again“ entlädt. Das Lied vermittelt eine große Epik von abstürzenden Engeln und kollektivem Aufstieg – musikalisch passend umrahmt, die Riffs fräßen sich in das Gedächtnis und das ganze endet viel, viel zu schnell. Das Lied bleibt definitiv hängen und fordert nach der Wiederholen-Taste. 9 Punkte

„Your Last Song“ ist zum Glück noch nicht der letzte auf der CD, aber irgendwie wieder schön berechenbar ruhig und fängt allzu aufmüpfige Unruhestifter sacht wieder ein um sie irgendwo mitten im Refrain festzuhalten. Die vielseitig eingesetzte Stimme Meines rettet den Song davor, zu seicht zu sein – welcher keine stichpunktartigen Höhepunkte setzt sondern im Gesamten recht gut ist. 7 Punkte

„Love is War“ klingt anfangs recht schmachtend und leidend und nicht im Geringsten wie Krieg – bekommt auf dem Weg zum Refrain aber noch einen kleinen Stupser. Nicht das danach irgendwie die Hölle losbrechen würde, dafür klingt das alles viel zu bedauernd, rückblickend, nostalgisch, in sich gekehrt und friedlich; dafür schläft man aber auch nicht ein. Die Melodie ist viel zu gut um mit passiver Nichtbeachtung bestraft zu werden! 7 Punkte

Das Kreuz mit dem Kreuz – „The Cross“ würde ich beinahe das Attribut wütend geben, fehlt mir dazu leider dann aber doch etwas die Aggressivität. Ich vermute in den stilleren Passagen eine Art anklagendes Zwiegespräch mit sich selbst oder so in der Art – würde ja gerne im Booklet nachlesen… (aber dazu später mehr) – so bleibt ein dynamisches Lied, welches durchaus eine gewisse Spannung in sich trägt, mir am Ende aber fast zu lange dauert. 6,5 Punkte

Mit „Humanity“ endet das Album und stimmt damit so das ziemlich traurigste und nachdenklichste Lied mit unterschwellig, sozialkritischer Botschaft im Album an. Der Anfang ist noch sehr ruhig und zurückhaltend, ein „Auf Wiedersehen“ fällt sofort ins Ohr und wirkt auf dem ersten „Blick“ deplaziert im englischsprachigen Text, gewinnt den Sinn aber dadurch, dass auch andere Sprachen sich von der Menschlichkeit verabschieden. Der Aufbau ist ziemlich symmetrisch. Nach gut einer Minute gewinnt das Lied ordentlich an Dynamik, ein stampfendes, aufbäumendes Anklagen „You’re a drop in the rain, just a number not a name“ – die Spannung löst sich, nicht befreit sondern erschöpft – die Gitarren gewinnen an Kraft wenn die Stimme nachlässt, unterstreichen das „Godbye“. Selbiger Aufbau wiederholt sich um in der Mitte des Songs neu inszeniert zu werden, mein mindestens Streicher im Hintergrund zu hören, was dem Ganzen einen weitläufigen Klang gibt und dem Verlieren immerhin noch eine gewisse Würde gibt. Nachdem der Refrain sich anschließend noch ein drittes und letztes Mal aufbäumt gibt er auf. Irgendeine alte, verrauschte Musik welche ich überhaupt zu nichts zuordnen kann außer der Vergänglichkeit ertönt leiser werdend und ein Kind redet mir mehr oder weniger ins Gewissen. Stark arrangiert! 8 Punkte

Damit wäre die CD abgehandelt, ich hatte mir aber die limitierte Sonderedition mit Bonus DVD gekauft und hier steh ich erstmals vor einem Problem, da diese einen Bonussong beinhaltet.
In der Neuauflage der Punktverteilung schrieb ich unmissverständlich:

„Bonuspunkte gibt es für Bonusvideos. Pro Video folglich 1 extra Punkt, für Bonussongs hingegen nicht! Bonussongs werden in der Rubrik Liedqualität gleich wie normale Lieder behandelt. Vor allem wenn viele verschiedene Versionen einer CD zum Kauf angeboten werden und ich mich bewusst für die teurere, Special Edition entscheide – kann ich in meinen Augen auch Bonussongs erwarten. Videos hingegen werden nicht klassisch bewertet sondern nur erwähnt, da ich diese z.B. nicht mit meinem CD Player anschauen oder anhören könnte.“

Den Bonus Song „Cold“ kann ich mit meinem CD Player nicht anhören, lege ich die DVD in das Laufwerk, bekomme ich hingegen auch nur einen Song und KEIN Video, folglich werte ich dies nicht als Bonusvideo!

Da ich den Song mit meiner Anlage nicht anhören kann, bekommt er dort 0 Punkte – über den PC klingt der Sound eindeutig schlechter als auf der CD, was schon ein kleiner Malus ist. Der Refrain ist sehr eingängig durch die stetige, rhythmische Wiederholung des Titelnamens. Ich mag den Song durchaus, welcher zudem auch noch abwechslungsreich klingt, kann aber durch die schlechte Erreichbarkeit kaum Zugang zu finden. Auch das Umwandeln in mp3 ist nicht so ohne weiteres möglich. Der Audio_TS Ordner der DVD ist leer, lediglich der Video_TS Ordner enthält Daten, welche ich noch mühsam auseinander klauben müsste und mir ohne Ton – welch Überraschung, nichts bringen. 7 Punkte für den Song, 2 Strafpunkte dafür, dass mir auch das Umwandeln unnötig schwer und/oder unmöglich gemacht wurde, macht 5 Punkte auf der DVD – addiert mit der obigen Nullnummer und geteilt durch zwei, traurige 2,5 Punkte!


Cover:

Erfreulicher ist da das Cover, die mechanische Rückenansicht der unbekannten Frau passt in das Konzept, zwar find ich es sonst wenig optisch ansprechend oder vielsagend – aber ich kann reines Gewissens darauf immerhin noch 6,5 Punkte geben.

Ich mach am Besten gleich beim Punkt „Aufmachung“ weiter, insbesondere beim Multi-Medialen Abschnitt:
Ansonsten enthält die DVD noch eine Fotogalerie, welche eigentlich keine ist, sondern nur ein Film mit wechselnden Bildern ist, welchen ich nicht einmal vorspulen, skippen oder sonst was damit tun kann, außer anhalten und weiterlaufen lassen. Kombiniert mit leider unscharfen Bildern löschen sich damit die Zusatzpunkte von selbst wieder aus.

Dass ich von dort aus nicht einmal mehr ins Menü zurück kann macht die Sache nur noch schlimmer. Ich muss also entweder die CD aus- und wieder einwerfen um „schnell“ ins Menü zu kommen, oder die tolle Galerie zu Ende schauen ohne eben auch nur irgendwie was beschleunigen zu können. Gut möglich, dass ich dies mit einem DVD Player oder entsprechender Software kann, aber ernsthaft. Was ist das für eine katastrophale Bedienung?

Besser schlagen sich da die „Behind the Scenes / Interviews“. Hier kann ich vorspulen und in eine beliebige Stelle rein springen und somit das Ganze auch ans Ende setzen, falls ich wieder ins Menü will. Eine direkte Funktion gibt es auch hier nicht. Dafür ist das gut 13-minütige Video ganz nett, die Bild- und Soundqualität geht vollkommen in Ordnung. Zwar hätte manch einer lieber Deutsch statt Englisch sprechen sollen, aber da würde Detailkritik schnell ätzender klingen als sie angedacht war…

Das ist eigentlich schade, denn ansonsten ist das Digipack echt liebevoll gestaltet mit sehr hochwertigem, leider sehr fingerabdruckfreudigem Hochglanzpapier bzw. Karton. Darauf gebe ich gerne 8 Punkte, wie der Rest aufaddiert und abgezogen wird, entnehme man der unten stehenden Berechnung.

Und was Lyrics angeht – Kopfschütteln, wieder leichtfertig verschenkte Punkte! Bei diesen Lyrics, welche in der Tat oft noch einen auffordernden Charakter haben, finde ich es sehr schade, dass sie eben NICHT abgedruckt werden. Von 5 Liedern sind kurze Fragmente(!) abgedruckt, vom Rest nichts. Wenn ich darin großzügig noch ein Drittel eines Liedes erkenne, sind das hochgerechnet 1,5 abgedruckte Texte von 12.


Fazit:

Jaaa – die alten Herren können immer noch rocken, haben das Spielen nicht verlernt und bieten ein gutes und abwechslungsreiches Album. Aber gerade die Sonderedition hat mich damals mehr als nur enttäuscht. Aufwendige Optik und wenig dahinter. Lyrics? Fehlanzeige. Bonus DVD? Spärlich und sperrig in der Anwendung. Wen das nicht stört, sollte nur auf die Liedbewertungen schauen, denn diese wissen zu überzeugen, die B-Note zieht doch etwas unnötig Punkte am Gesamturteil.


Erschienen inkl. Details und Bildern auf: http://etalusicore.blogspot.de/2013/07/scorpions-humanity-hour-i-2007.html

Punkte: 6.5 / 10


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