"Dark Passion Play" kam zu einer doch eher delikaten Zeit auf den Markt. Während sich Nightwish-Fans in aller Welt gegenseitig beschimpften, weil die Einen die Tatsache von Tarjas Weggang mit dem Untergang von Nightwish gleichsetzten, präsentieren die Symphonic Metaller ihr bis dato ausgereiftetes Werk. Songwiriterisch einfach nur ganz, ganz grosses Kino. Allein der knapp 14-minütige Opener versetzt den Zuhörer regelrecht in Trance. So klingt ein Soundscore eines Films gekreuzt mit metallischen Klängen.
Wer meint, dass Nightwish damit ihr Pulver bereits verschossen hat, der hat sich mächtig geschnitten. Zwar folgen mit "Bye Bye Beautiful" und "Amaranth" (übrigens beides Singleauskoppelungen) zwei kürzere und vor allem simplere und weniger anspruchsvolle Nummern, doch diese passen perfekt ins Gesamtbild des Albums. Denn Nightwish geben sich nicht einfach mit einem simplen Nachfolger zufrieden, der aus den gleichen Mustern gestrickt ist. Nein, es wird experimentiert - mal ruhig, mal verträumt, mal agressiv, aber immer mit einem unglaublichen Gespür für die richtige Stimmung. Um es kurz auszudrücken: An musikalischer Dramaturgie kaum zu toppen!
Man kann Anette Olzon viel Schlechtes nachsagen, aber ganz sicher nicht, dass sie den Songs auf "Dark Passion Play" nicht die richtige Stimme verliehen hat. Auch wenn sie live mit den älteren Songs ihre Mühe hatte und niemals Tarja ersetzen konnte, hier hat sie alles richtig gemacht.
Tuomas Holopainen ist und bleibt ein songwriterisches Wunderkind, "Dark Passion Play" ist zum wiederholten Mal Beweis genug. Für mich das bisher stimmigste Werk von Nightwish.
Punkte: 9.5 / 10