Negura Bunget haben auf „OM“ elf Stücke verewigt, was den Zugang im Gegensatz zum Vorgänger mit seinen vier Songs vereinfacht, denn die Songs klingen dadurch etwas kompakter, auch wenn teilweise immer noch die 10-Minuten-Marke überschritten wird. Der nach einem Intro erste Song „Tesarul De Lumini“ ist eine perfekte Verschmelzung aus harten Black Metal Parts mit geradezu sehnsüchtig melancholischen, sich immer wieder wiederholenden Gitarrenmelodien und Keyboardteppichen – es ist fast unbeschreiblich wie intensiv, geradezu tranceartig die dadurch entstehende Atmosphäre ist! Negura Bunget schaffen es, eine Atmosphäre aufzubauen, die mich von der Intensität her an Meilensteine wie „Heart of the Ages“ von In the Woods... oder „Bergtatt“ von Ulver denken lässt, und ich bin mir sicher, dass ich dabei nicht zu schwärmerisch bin! Denn zwischen all den derzeitigen Klonen und Klonesklonon ist hier wirklich etwas einmaliges erschaffen worden, das seinesgleichen sucht! Beim anschließenden Instrumental „Primul Om“ hat man dann das Gefühl, durch die nebelverhangenen Berge Transilvaniens zu wandern, wo man dann eine von Menschen verlassene Ziegenherde trifft, die einen mit dem geheimnisvollen Läuten ihrer Glocken noch tiefer in die Berge lockt. Im vierten Stück „Cunoasterea Tãcutã“ wird dann viel mit dem von den Liveshows gut bekannten hölzernen Schlagbrett und Flöten gearbeitet, was hier perfekt funktioniert. Ein Wort, welches ich beim ersten Song schon verwendet habe, passt hier auch wunderbar, und zwar „Sehnsucht“ – man muss nicht unbedingt verstehen, was hier gesungen wird, aber durch das „wie“ ist es mehr als offensichtlich. Die rauen Black Metal Wurzeln der Band werden dann in den Songs „Inarborat“ und „De Piatrã“ nochmals ganz freigelegt, wobei auch hier die atmosphärischen Elemente nicht zu kurz kommen. „Hora Soarelui“ ist dann ein Song, bei dem das folkloristische Element der Band besonders stark hervortritt, welches gegen Ende des Stückes dann wieder zugunsten der metallischen Instrumente weicht. Ein kurzes Outro schließt dann diese 67minütige Reise in die Welt von Negura Bunget ab, und jedes mal, wenn ich dieses Outro höre bin ich mir sicher, noch mehr Details auf dieser Platte entdeckt zu haben und meine Faszination für „OM“ ist noch ein Stück gewachsen.
Hinter dem Titel „Inarborat“ versteckt sich übrigens der Song „Wordless Knowledge“ von der 2005er „Inarborat Kosmos“ Mini-CD. Hier merkt man deutlich, wie sehr sich Negura Bunget in produktionstechnischer Hinsicht verbessert haben (beide Scheiben haben sie im Alleingang produziert), denn erst auf „OM“ entfaltet dieser Song sein volles Potential!
Auf dieser Platte passt einfach alles! Geniale, sowohl eingängige wie auch teilweise sehr unkonventionelle Riffs und Melodien, die perfekt eingearbeiteten stilfremden Instrumente, ein emotionsgeladener Gesang und eine einnehmende Atmosphäre, wie sie nur von Ausnahmebands erschaffen werden kann. Und Negura Bunget ist so eine!
Stefan / www.rdmag.de
Punkte: 10 / 10