Ultravox Vienna (1980) - ein Review von Lord

Ultravox: Vienna - Cover
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1 Review
7
7 Ratings
7.57
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Pop: New Wave, Synth Pop


Lord
05.05.2010 01:34

"Vienna" ist sicher das Referenzwerk Ultravox' unter Midge Ure; ein Meisterwerk des New Romantic-Synthiepops, 1980 veröffentlicht!

Was auffällt ist, dass sämtliche Tracks eine enorm unterkühlte Atmosphäre beinhalten - es ist ein kaltes Produkt, das von Selbstvertrauen und einer gewissen Arroganz nur so strotzt. Midge Ure schafft es stimmlich hervorragend eine gewisse Distanz aufzubauen, ohne dabei wohltuende Wärme, intensive Gefühle und eine unglaubliche Schönheit zuzulassen und zu vermitteln.
Dieser Kontrast zu den kühlen Synthies machen das Album aus - wenn wir schon bei Kontrasten sind; es ist schier unglaublich was diese Musiker hier vereinen, Elemente die sich wie Tag und Nacht gegenüber stehen und somit eine Wand an Atmosphäre schaffen; die tragenden, schwebenden, sphärischen Synthies stehen der wütenden, zornigen verzerrten Gitarre Ures gegenüber und vereinen sich im Endeffekt dennoch gekonnt. Die unterkühlte, distanzierte Musik steht der Seele in Midge Ures Stimme gegenüber, die zwar auch eine Distanz transportiert, jedoch so intensiv an Gefühl ist wie selten ein Sänger der Popmusik! Das ganze wird ergänzt durch die klassischen Elemente, diese feinen, sanften Klaviertupfer, die immer wieder eingesträut werden und trotz ebenfalls Unterkühlung wie ein Bergkristall wirken, der in der Sonne glänzt! Kalt aber wunderwunderschön und vorallem bewegend und somit unter die Haut gehend!

Die düstere Eröffnung, das Intrumental "Astradyne", die schon eine enorm dichte Atmosphäre beinhaltet nimmt einem mit auf die Reise; ja, das Album wirkt in der richtigen Stimmung wie ein Vehikel, das einem weg transportiert vom hier und jetzt in Klangwelten von Farben, Gefühlen der Angst, Hoffnung, Trauer und einer enormen Schönheit!
"New europeans" verbindet Melancholie mit Aggression und ist für mich neben dem wunderschönen, tiefsentimentalen "Vienna", das wohl jeder kennt, ein Highlight der Scheibe, die eine Stadt benennt, die ebenfalls wunderschön und distanziert auf mich wirkt. Also auch da passend.
Die Mittelparts in Songs wie "Passing strangers", "Vienna", "New europeans" und natürlich dem exzellenten "Private lives" - welch ein gefühlsintensiver, wunderbar mitreissender Melancholiebrocken - gehen ganz ganz tief unter die Haut, verzaubern magisch immer wieder auf's Neue und stehen der tief schwarzen, kaputten "No future"-Stimmung von "Mr. X" trotzig gegenüber und versuchen diesem destruktiven, bedrohlichen Bastard Glanz und Hoffnung zu schenken, versagen aber am Ende des Tages und diese Trauer des Versagens macht solche Intrumentalpassagen eben so unglaublich bewegend und auf schöne Art schmerzhaft!

Für mich sind die wohl bekanntesten Tracks der Scheibe neben "Vienna", nämlich "Sleepwalk" und "All stood still", die schwächsten - auch mit "Western promise" habe ich als Einzelsong meine Mühe - jedoch im Konzept der Scheibe macht der leere, kühle, eiskalte Track Sinn.

Fabelhaft produziert ist die Scheibe auch, der Klang setzt den Gefühlen die Krone auf und holt den brillanten Midge Ure gekonnt, jedoch zu keiner Sekunde penetrant in den Vordergrund - es braucht neben all den Synthie- und Gitarrenklängen eine starke, charismatische Stimme um bestehen zu können, und diese muss auch richtig in Szene gesetzt werden. Und das gelingt der Band und Conny Plank hervorragend! Hier ist alles am richtigen Platz, alles ist trotz der eigentlich chaotischen Musik richtig geordnet - für mich ist "Vienna", das zwischendurch ein wenig an Bowie in den späten 70ern oder Kraftwerk erinnert, ein Meilenstein der populären Musik, der New Romantic und des New Wave-Synthpops!

Neben "Rage in Eden" (1981 - der Nachfolger) ihr bestes Werk! Klare 10 Punkte, die ich dieser sympathischen, charismatischen Platte sehr gerne vergebe! In mir löst diese Platte eine Fülle an Gefühlen aus, und das ist so dermassen wertvoll und unbezahlbar...!

Punkte: 10 / 10


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