Doch dann ist 2006 völlig unerwartet ein neues Album namens "Der Satanische Surfer" aufgeploppt und sollte dann aber auch endgültig das letzte mir bekannte Lebenszeichen von Festival Der Geisteskranken sein. Diesmal zieht DJ Demian alleine und ohne Schützenhilfe von David A. Line in die Schlacht und liefert uns ganze 16 Songs und damit knapp eine Stunde neues Material. Ein paar Details sind ganz interessant: warum auch immer wurde der Bandname diesmal mit F.D.G abgekürzt. Vielleicht erschien Festival Der Geisteskranken einfach zu sperrig oder F.D.G sollte neu und hipp klingen - wer weiß… Das Cover, welches von DJ Demian persönlich gestaltet wurde, sieht eher so aus als hätten sich ein paar völlig durchgeknallte Gothic Kiddies auf LSD mit ein paar Grundschülern zusammen gesetzt, um dieses Kunstwerk zu kreieren und das erste Booklet in der Geschichte von Festival Der Geisteskranken oder F.D.G ist verwirrend as fuck. Von den meisten Songs wurde der größte Teil der Lyrics irgendwie reingeklatscht, von anderen nicht und überhaupt: scheiß auf die Reihenfolge! Da macht es dann auch keinen großen Unterschied mehr, dass auf der Rückseite der Song "Pendulum Draws" einfach vergessen wurde, was das Hören nur noch verwirrender macht, falls man sich dafür interessieren sollte, was man da eigentlich hört.
Viel wichtiger ist aber natürlich die Frage, wie der ganze Krempel jetzt klingt und ich bin angenehm überrascht. In den 8 Jahren hat sich auf jeden Fall einiges getan. Die wichtigsten Grundlagen von damals sind zwar noch da: schwer in ein Genre einzuordnen, elektronische Klänge, ranzige Gitarrenriffs, abgefuckte Texte und viel Abwechslung zwischen den Songs. Trotzdem klingt hier kaum noch etwas wie auf "Burn Manson Burn", was für mich definitiv ein guter Schritt nach vorne ist, denn wo mir auf dem Vorgänger eine halbwegs vorhandene Struktur gefehlt hat, klingen die Songs jetzt auch nach Songs. Und die plätschern nicht nur irgendwie so vor sich hin, sondern knallen ganz ordentlich. DJ Demian dreht hier nämlich ganz schön auf und haut dem Hörer mit den verschiedensten Arten von Klängen, Gesang, Gegrowle und Filmsamples einiges an Reizüberflutung entgegen.
Das geht schon direkt mit "Trail Of Blood" los, welches sehr stimmungsvoll mit Zitaten aus George Romeros "Day of the Dead" beginnt und danach stark an alte Soko Friedhof Werke erinnert. Mit "Slay Pig" wird gibt's dann kurz Gitarren, Gegrowle und Gegrunze. Die Betonung liegt auf kurz (unter 2 Minuten), was aber okay ist, da sich das sonst wahrscheinlich recht schnell abhören würde. "New Wave Of Murder" versucht zu schocken, indem es irgendwelche Porno Samples einbaut. Davon abgesehen würde ich es als so 'ne Art High Speed Elektro Track bezeichnen. So richtig geht das leider nicht auf, da sowohl die Beats als auch die Vocals ziemlich dünn klingen und die ganze Kombination mit dem Pornogestöhne mir sehr schnell auf den Sack geht.
In dem Moment, in dem ich mich frage, wie das ganze jetzt noch getoppt werden soll, schlägt das Album eine komplett andere Richtung ein und präsentiert sich mit "Kill My Baby" von seiner zarten Seite. Ziemlich schräge Ballade mit weiblichen Background Vocals. Wenn mir das Ding damals jemand als verschollenen Untoten oder Soko Friedhof Track verkauft hätte, dann hätte ich's geglaubt. Gefällt mir aber sehr gut und lockert das Album etwas auf, bevor es mit "Satanic Surfer" wieder Vollgas gibt. Sowohl "Satanic Surfer" als auch das nachfolgende "Gogo Chick" verbreiten eine ziemliche groovige Industrial Metal Stimmung, die sicher auch für den eine oder anderen Rob Zombie Fan was sein könnte. Mir gefällt's jedenfalls sehr.
"Virus" greift dann auf etwas düsterere Art und Weise dann nochmal das Zombiethema auf. Sowohl die Vocals als auch die Gitarren sind ziemlich verzerrt, halten sich aber gleichzeitig unheilsschwanger im Hintergrund und bauen damit eine ganz nette Endzeitatmo auf. Bei knapp 5 Minuten Länge hätte ich mir aber aber etwas mehr Abwechslung gewünscht. Die liefert "Black Hole" dann dafür direkt nach und zwar mit einer ganz klassischen melancholischen Ballade inkl. Akustikgitarre und allem was dazu gehört. Auch wenn dieser Wechsel sehr unvermittelt kommt und für den einen oder anderen vielleicht aufgesetzt wirken mag, feier ich diese Nummer sehr. Immerhin kann man nicht behaupten, dass DJ Demian die leisen Töne nicht gut treffen kann.
"Phrasin´ The Obscene" geht mir dagegen bestenfalls so ziemlich überall vorbei und schlimmstenfalls schnell auf den Keks. Monoton, laut, sehr nerviger Beat und irgendeine seltsam digital verzerrte hohe Stimme sorgen dafür, dass ich es lieber "Phrasin´ The Obnoxious" nennen würde. "Pendulum Draws" ist dagegen eine nette creepy Nummer mit recht eigenständigem Klang geworden, die sich vor dem Rest vom satanischen Surfer nicht verstecken bräuchte. Mangelnde Qualität wird also nicht der Grund sein, warum es nicht auf der Tracklist erscheint.
"Damnation" geht wieder ganz gut nach vorne, nicht zuletzt weil das eingebaute Sample aus "Day of the Dead" (DJ Demian muss ein ziemlicher Fan sein) ordentlich für Dynamik sorgt. Auch "Enjoy The Virus" bei welchem ich sogar ein kleines bisschen Marilyn Manson raushöre kann mit seinen abgefuckten Klängen direkt bei mir punkten und klingt genau nach dem, was ich mir bei einem Projekt namens Festival Der Geisteskranken vorstelle.
Da klingt "Nails" fast schon wieder beschwingt und unbeschwert, während "Dead By Dawn" das Tempo wieder drosselt und zeigt wie man um eine ganz simple Melodie herum einen guten Song stricken kann, der auch nach über 4 Minuten nicht langweilig wird - definitiv die rockigste Nummer hier. Zum Abschluss gibt's dann nicht mehr so viel neues zu hören. "The Convent" welches schnell und elektrisch klingt und "Shout" welches eher gitarrenlastig, verzerrt und dreckig daherkommt. Trotzdem für sich genommen zwei mehr als ordentliche Stücke, die nur deshalb vielleicht etwas flach fallen, weil man an diesem Zeitpunkt schon genug davon gehört hat. Hier hätte vielleicht eine Ballade wie "Black Hole" nochmal etwas mehr hervor gestochen.
Aber egal, ob ich das eine oder andere Mal gemeckert habe: "Der Satanische Surfer" ist ein verdammt großer Schritt nach vorne im Vergleich zu "Burn Manson Burn" - natürlich meine absolut subjektive Meinung. Aber endlich gibt es wirklich ein paar ordentliche Knaller und kaum noch Momente, die einfach nur anstrengend zu hören sind. Trotzdem sind wir hier natürlich noch weit vom Mainstream entfernt und dem einen oder anderen Hörer dürfte das hier definitiv zu abgedreht sein. Wer aber mit den alten Soko Friedhof was anfangen kann, sollte hier unbedingt mal reinhören. Schade irgendwie, dass es danach mit Festival Der Geisteskranken nicht weiterging. Für ein weiteres Album in dem Stil wäre ich jederzeit zu haben gewesen.
Punkte: 8 / 10