Auf Engelwerk bin ich durch die Soko Friedhof / Unheilig – Split „Dresscode Black II“ gekommen, auf der sich auch ein Song von Engelwerk befindet. Später habe ich dann weiter nachgestöbert und bin auf „Wet Look“ gestoßen, das einzige vollwertige Album von Engelwerk aus dem Jahr 1998, welches als Heftbeilage zum MAUL-Magazin und nur in Cardsleeve-Form erschien. Alles in allem gibt sich das Projekt, dessen Genre auch als Splattergoth bezeichnet wird, auf „Wet Look“ sehr vielseitig. Die Songs varrieren sowohl in Länge als auch Stil stark und während ich erst einmal eine Weile gebraucht habe, mich in das Album hineinzuhören, finde ich es mittlerweile großartig.
Schon das erste Stück „Build A New World“ ist ziemlich einzigartig. Es fängt sehr langsam als Pianostück an, während später David A. Lines düsterer und melancholischer Gesang dazukommt. Zum Glück klingt das ganze weniger kitschig, als viel mehr angenehm creepy. Schöner Titel, in welchem David sehr gut seine Fähigkeiten als Sänger unter Beweis stellt. „Under Sea & Wear“ ist dagegen eher nicht der Rede wert. Eher ein kleines instrumentales Interlude als ein richtiger Song und außer ein paar Synthiespielereien hat das gerademal gut einminütige Stück nicht viel zu bieten. Als eigenständiger Track völlig unspektakulär, wenn man das Album am Stück hört, ist es als Übergang vielleicht noch okay, geht aber auch ziemlich zwischen den anderen Songs unter. Gleichzeitig ist es aber auch zu unauffällig um zu nerven, also schnell weiter!
Mit „Norman [Psycho Mix]“ wird es dann elektronisch. Fans von Hitchcocks „Psycho“ werden hiermit ihren Spaß haben, da der ganze Songs in erster Linie aus Samples des Films bestehen. Etwas, was Soko Friedhof heute noch gerne machen (Samples aus Filmen einsetzen) wurde hier bereits so gut umgesetzt wie sonst kaum. „Norman [Psycho Mix]“ geht über 10 Minuten, langweilt aber keine Sekunde. Was Engelwerk mit ein paar elektronischen Spielereien und Samples aus dem Film hinbekommen haben klingt klasse, verbreitet tolle Horrorfilmatmosphäre und steigert sich im Laufe des Songs zu einem klasse Höhepunkt, wenn die Samples verzerrt zusammen mit dem Mord in der Dusche abgespielt werden. Muss man wirklich mal gehört haben.
„U Put Dirt“ geht nun wieder in eine ganz andere Richtung. Mit seinen Gitarren klingt der Song fast schon etwas rocklastig. Das war auch der erste Songs, der beim durchhören von „Wet Look“ bei mir hängen geblieben ist. Auch „U Put Dirt“ ist im Grunde recht minimalistisch, zündet bei mir aber sofort und auch heute noch. Genauso wie „Children Of The Damned“ das gerade mal 1.25 minütige Stück ist extrem schnell, schrammelig, fast schon punkig und ziemlich dreckig. Klasse Nummer, die ich Engelwerk so garnicht zugetraut hätte.
„Book Of The Dead“ ist dann langfristig zu meinem Lieblingssong geworden. Hier beweisen Engelwerk, dass sie „The Evil Dead“ mögen. Samples aus dem Film und Davids Gesang werden hier von einer absolut geilen Melodie begleitet, die dem Song etwas ganz magisches geben. Muss man gehört haben! „Not Another Peep“ ist dann wieder stark elektronisch, instrumental und ziemlich psychedelisch. Ich weiß bis heute nicht, ob ich es entspannend, melancholisch oder düster/gruselig finden soll. Wahrscheinlich irgendwie alles auf einmal. Wieder ein sehr gelungener Track!
„2 Minutes 2 Bomb Time“ ist dann irgendwie das, wo ich Soko Friedhof am meisten drin erkenne. Harte, treibende Beats unterlegt mir diversen Samples, das ganze irgendwie ziemlich stumpf, aber irgendwie auch ziemlich tanzbar. „Beast“ ist dann gegen Ende nochmal ein ziemlicher Mindfuck, der auch was ziemlich Soko-mäßiges hat. Hier hört man schon ein wenig raus, in welche Richtung sich David A. line später entwickeln sollte. „Windmänchen“ schließt das ganze dann etwas unspektakulär ab. Das instrumentale, wieder sehr elektronische 1.43 Minuten kurze Stück klingt mir doch etwas zu sehr einfach nur nach 90’er Jahre Videospiel.
Alles in allem ist „Wet Look“ aber eine richtig schöne abgefuckte Scheibe, der frühen Sonic Malade – Tage. Fans von Horrorfilmen und elektronischen Spielereien dürften ihren Spaß damit haben. Interessant ist es natürlich auch zu hören, was vor Soko Friedhof so war. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß damit, auch wenn das ganze am Anfang erst einmal etwas Strange klang, aber nach ein paar Hördurchläufen war ich richtig gepackt von der geballten Atmosphäre, die „Wet Look“ ausstrahlt und auch heute, einige Jahre später, kann das Album mich verzaubern. Lediglich „Under Sea & Wear“ und „Windmänchen“ sind für mich nichts besonderes, machen aber auch nur einen sehr geringen Teil der Spielzeit aus. Egal ob am Stück oder in einzelnen Songs ist „Wet Look“ für mich ein fast perfektes Album.
Punkte: 9.5 / 10