Duran Duran Seven And The Ragged Tiger (1983) - ein Review von Lord

Duran Duran: Seven And The Ragged Tiger - Cover
2
2 Reviews
7
7 Ratings
8.14
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Pop: New Romantic, New Wave, Pop-Rock


Lord
01.11.2012 10:28

Ich war gerade mal 7 als dieses Album 1983 erschien. Dennoch liebte ich schon in diesem zarten Alter die Musik von Duran Duran innig und wünschte mir zu Weihnachten 1983 nichts sehnlicher als das damals aktuelle Album "Seven and the ragged tiger". Und manchmal werden Wünsche wahr; ich bekam das Tape geschenkt und freute mich wie ein Schneekönig. Eishockeyhelm und -Knebel wurden an diesem Abend schier sekundär.

...und ich habe es gehört - rauf und runter, immer wieder, unermüdlich, mit vollster Aufmerksamkeit und 100% mit Geist, Seele, Herz und Verstand bei der Sache. Damals war ich der Meinung, dass es nichts besseres gibt und nie was besseres geben wird als diese 9 Songs.

"7 and the ragged Tiger" ist anders als die 2 Vorgänger "Duran Duran" und "Rio"; es ist irgendwie dunkler, negativer. Es ist keyboardlastiger als seine 2 Vorgänger und es basiert mehr auf Rhythmik als vorallem das erste Album. Schwarze Elemente wie Percussion, Backgroundsängerinnen etc pp wurden dem Stil der 5 Engländer beigemischt.
Sehr zu Lasten von Andy Taylor. Seine Gitarre verschwand grösstenteils im Hintergrund, dafür wurde Nick Rhodes Synthie-Arbeit aufgemotzt und zentriert. Aus heutiger Sicht für mich ein grosser Schwachpunkt des Albums. Denn die edgy Gitarre von Andy Taylor hatte die Band immer abgehoben von den restlichen Popbands dieser Zeit, gab ihnen immer einen sehr rockigen touch. Klar, ansatzweise ist das immer noch zu hören auf "Seven and the ragged tiger", zB in "Union of the snake" - die erste Single des Albums -, das sowohl musikalisch als auch im Video vieles von "The wild boys" vorweg nimmt. Aber auch im geilen Album-Song "Of crime and passion". Sicher eines der unterbewertetsten Stücke der Band, den Meisten wohl gänzlich unbekannt. Stellt man diese 2 Hämmer der braven und laschen Vorabsingle "Is there something i should know?" gegenüber, würde man denken, es handle sich um eine andere Band. Zwar hat Andy grösstenteils "Is there something.." geschrieben, doch seine Passion liegt in den härteren Songs - und für mich sind das heute noch die Highlights!!

Ebenfalls zu den Highlights zählt sicherlich das düstere "Shadows on your side", das die Schattenseiten des Ruhms beleuchtet. Ein hektischer Track mit fantastischer Melodie und vorallem einem Killer-Basslauf von John Taylor, der sich während der schwierigen Session zum Album gerne mal koksmässig abschoss und etwas vom Rest der Band absorbierte.
Und da wäre noch "The seventh stranger", das ehemlas "Seven and the ragged tiger" hiess. Die Ballade zum Schluss. EIn Höhepunkt zum Abschliessen, zum nachdenken. So war das auch schon auf dem Debüt mit "Tel Aviv" und auf "Rio" mit dem düsteren "The Chauffeur". Es sollte auch 2004 auf "Astronaut" mit "Still breathing", auf "Red carpet massacre" mit dem höchst intensiven "The last man standing" und beim aktuellen Release "All you need is now" mit dem wunderschönen "Before the rain" so sein. Dieses Gespühr hatten sie stets. Man wird leerkonsumiert mit beklemmendem Gefühl in der Magengegend zurück gelassen - so, dass man die Scheibe sofort auf's Neue auflegt.

Die Albumversion von "The reflex" unterscheidet sich sehr von dem Single-Remix. Von Nile Rodgers wurde der Song überarbeitet. Die Plattenfirma empfand den Remix als "too black", zu sehr schwarze Musik und wollte ihn nicht veröffentlichen. Die Band hingegen sah das anders und bestand auf Release des Remixes. Und sie sollten Recht behalten: Es wurde ein Riesenhit.
"New moon on monday" war die 3. Single des Albums. Einerseits sehr schön, andererseits eben grösstenteils ohne Gitarren. Dazu noch das eher peinliche VIdeo (Originalfassung ist knapp 20 Minuten lang) - das war echt nichts. Und es war abzusehen, dass Andy Taylor SO nicht mehr lange in der Band spielen will. Keyboarder Rhodes dominierte die Produktion und diktiere den Musiker fast schon, was sie zu tun hatten. Frustrierend für einen Rocker wie Andy es ist. Nicht viel später gründete er deswegen mit Basser John Taylor POWER STATION; wo sie ihre Liebe zur härteren Musik ausleben konnten. Und 1986 verliess Andy die Band dann komplett und fuhr mit "Thunder" auf - einem sehr geilen Solo-Album.

Um den Kreis zu schliessen: Aus heutiger Sicht, ist "Seven and the ragged tiger" das "schlechteste" Album der Originalbesetzung der 80er Jahre. Ich kannte mit 7 halt "Rio" nicht, geschweige denn das düstere, kaputte Debüt. Irgendwie transportiert "Seven and the ragged tiger" etwas Negatives für mich. Etwas das mich abhält, DIESES Album aufzulegen. Ich greife dann immer doch wieder zu "Rio", dem Debüt (1981er Version, nicht den Re-Relase von 1983) oder gar zu "So red the rose" von ARCADIA, dem 1985er Sideproject von Sänger Simon Le Bon und Nick Rhodes (feat. Roger Taylor an den Drums).

Dennoch ein charismatisches, schönes Album mit guten Songs - leider eben nach meinem Geschmack zu key-lastig produziert, zu wenige GItarren!! Aber 8,0 liegen immer noch locker drin!

Punkte: 8 / 10


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