FGFC820 Urban Audio Warfare (2006) - ein Review von DarkForrest

FGFC820: Urban Audio Warfare - Cover
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1 Review
2
2 Ratings
8.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Dark Wave / Gothic: EBM


DarkForrest
10.05.2017 16:47

FGFC820 ist mal ein Bandname, den man sich für gewöhnlich nicht soooo leicht auf Anhieb merkt, ging mir jedenfalls so. Trotzdem habe ich das Projekt im Laufe der Zeit doch sehr in's Herz geschlossen. Hinter dem etwas kryptischen Namen verbergen sich die DJs Rexx Arkana und Dräcos, die so eine Mischung aus Aggrotech, EBM und was weiß ich nicht noch alles für Electro- Genres machen. “Urban Audio Warfare” aus dem Jahr 2006 ist dabei ihr erstes Album in voller Länge.

Am militärisch-martialischen Auftreten der Band und Songtiteln wie “Perfect War” oder “God Bless America” wird schnell klar, dass sich hier viel um Krieg und amerikanischen Patriotismus dreht. Ein kurzer Blick in die Lyrics verrät dann, dass hier nichts verherrlicht wird, sondern man sich eher kritisch damit auseinander setzt. Das macht das Anhören zumindest für mich deutlich angenehmer, erwartet jetzt aber bloß keine lyrischen Meisterleistungen. Andere Themen wie etwa allgemeine Gesellschaftskritik findet man auf “Urban Audio Warfare” z.B. mit “Victim” oder “Society” aber auch. Ansonsten setzt der Erstling schon voll und ganz auf das Erfolgsrezept der späteren Alben und tritt einem mit harten, fiesen Beats und stumpfen aber brutalen Tracks ordentlich in den Arsch. Etwas roher klingt das ganze noch im Vergleich zu später (was einigen Songs auch zugute kommt) und Dräcos’ Background Vocals sind hier noch auf ein Minimum beschränkt. Auch wird noch nicht ganz so wild mit allen möglichen Electro-Genres experimentiert wie später. Super eingängig ist aber auch hier schon alles, sodass ich “Urban Audio Warfare” auch Leuten, die FGFC820 gar nicht kennen genauso gut zum Einstieg empfehlen kann, wie “Law & Ordnance” oder “Homeland Insecurity”.

Los geht es mit dem “Intro March” welcher ziemlich gut auf das Album einstimmt und so eine tolle Schlachtatmosphäre verbreiten. Einziges Problem: sämtliche Opener auf den FGFC820 Alben nehmen sich an sich schon die Zeit in Ruhe auf die CD einzustimmen und steigern sich erst langsam. So auch “Children Of Decay”. Und das beisst sich ein bisschen miteinander. Gerade wenn es so richtig losgehen kann, wird durch das Intro vom eigentlichen Opener (geht auch fast 1.15 Minuten) das Tempo nochmal gedrosselt. Auf späteren Alben gab es dann einfach keine eigenständigen Intros mehr. Vielleicht ist das hier extremes Nitpicking, aber hätte man nicht einfach mit “Prey” anfangen können? Hätte so viel besser gepasst. Davon abgesehen ist “Children Of Decay” aber der absolute Burner, reißt direkt mit und hat mit seinen Tempowechseln auch genug Abwechslung parat.

“Pray” geht da etwas geradliniger vor und setzt vor allem auf einen sehr starken Refrain - funktioniert. “Martyrdom” ist eine richtig epische Nummer, bei der man schön sehen kann, wie die Background Vocals von Dräcos zwar nur absolut minimal aber dafür super präzise eingesetzt werden und damit perfekt zur Atmosphäre des Songs beitragen.

Von Anfang an haben FGFC820 auch auf jedem Album instrumentale Songs, alle nummeriert und mit “Resolution” und der passenden Zahl betitelt. Dank früherer Singles sind wir hier schon bei “Resolution 3” angekommen und ich weiß nicht… eigentlich mag ich die instrumentalen Sachen von FGFC820 ziemlich gerne, denn sie zeigen, dass die Jungs auch ohne Geschrei mitreißen können, aber auf “Urban Audio Warfare” will der Funke nicht ganz überspringen. “Resolution 3” kommt ziemlich träge rüber und ist auch schnell vergessen. “World Of God” macht das ganze ziemlich schnell wieder gut und treibt mit seinem Beat verdammt gut an,lässt sich dabei aber auch 1.30 Minuten Zeit, bis es richtig loslegt und funktioniert damit auf ganz ähnliche Art wie “Children Of Decay”.

FGFC820 haben für mich ja das Talent nie so richtig ins Klo zu langen. Klar variiert das, wie gut ich die einzelnen Songs finde, aber in der Regel bewegt sich alles zwischen “klingt ganz gut” und “Meine Fresse klingt das geil!”. “Victim” fällt da leider völlig raus. Das Ding ist lahm, hat keinen richtigen Höhepunkt, wirklich pathetische Lyrics und nervt mich, sobald ich es anhöre. Keine Ahnung, was da los war oder ob nur ich das bin, aber ich springe da fast immer direkt weiter…. Und zwar gleich zum nächsten Instrumental. “Resolution 4” kommt schon etwas besser aus dem Arsch als die 3 aber: meh, wirklich spannend ist da auch nix.

Ganz anders dagegen “Perfect War”, mein Highlight des Albums, dass mich mich ziemlich mit seiner Melodie fesselt und mir dann im Refrain ordentlich in die Fresse tritt, wie sich das gehört. Danach hätten wir dann… Ach scheiß drauf, erst mal noch eine Runde “Perfect War” hören! So, “Comatose” lässt es wieder etwas ruhiger angehen und setzt mehr auf einen etwas melodischen Weg, dem Hörer ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Obwohl mich das Ganze jetzt wirklich nicht umhaut, nervt es nicht, tut niemandem weh und ich kann es mir immer noch sehr gut geben. Oder kurz gesagt: es hält genau das FGFC820-mindestniveau, das “Victim” leider völlig abgeht.

“Existence” tritt wieder ordentlich Arsch und wer hier nicht mitsingt ist eindeutig klinisch tot. “Resolution 5” zeigt sich absolut minimalistisch, so richtig MS DOS - Soundtrack mäßig minimalistisch. Hätte jetzt nicht sein müssen. Dann lieber die offizielle FGFC820 Nationalhymne “Anthem”. Macht sich bestimmt live absolut klasse und auch hier dürfte es nicht allzu schwer sein, “FGFC820!” mit zu brüllen.

“Society” würde ich jetzt mal fast als poppig bezeichnen, denn wenn sobald man kurz reinhört hat man den Ohrwurm fast sicher. Faszinierenderweise hat sich das Teil bei mir nach all den Jahren noch nicht abgenutzt und ich kann mich immer noch wie bescheuert drüber freuen. “G.B.A.” ist dann nochmal ein epischer Abschluss, der sehr schön auf den “Intro March” vom Anfang zurück kommt und so aus “Urban Audio Warfare” eine runde Sache macht.

Abschließend habe ich wenig zu meckern. FGFC820 liefern hier ein gleichzeitig knallhartes aber auch gut tanzbares und eingängiges Debütalbum ab. Im Vergleich zu späteren Werken ist noch ein bisschen Luft nach oben übrig. Die instrumentalen “Resolution” Songs mag ich erst ab “Law & Ordnance” so wirklich und nicht jeder Song trifft ins Schwarze. Dafür reißen Bretter wie “Perfect War”, “Society” oder “Children Of Decay” aber auch einiges raus und insgesamt bewegen wir uns hier schon auf sehr hohem Niveau. Wenn ich etwas strenger bewerte, weil die beiden alles, was hier schon sehr gut klingt, später sogar noch besser hinkriegen, bleiben immer noch sehr gute 8 Punkte.

Punkte: 8 / 10


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