Kool Savas Tot Oder Lebendig (2007) - ein Review von Monolith

Kool Savas: Tot Oder Lebendig - Cover
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8.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rap / Hip Hop


Monolith
03.06.2013 23:14

Kool Savas ist einer der dienstältesten Deutschrapper. Klar, nicht so alt wie beispielsweise die fantastischen Vier, Mitglieder von Dynamite Deluxe, Rödlheim Mannheim Projekt und Advance Chemistry, allerdings ist er mit seinen Mitte der 90er erschienen Werken doch etwas länger im Geschäft als die ganzen Rapper, die sich heute in diversen Medien rühmen dürfen.

Doch "Tot oder Lebendig" ist in diesen dato rund 10 Jahren sein gerade mal 3. Soloalbum. Während andere Rapper doch ziemlich quantitativ sind und fast jedes Jahr ein Album rausbringen, plus Kollabos und Sampler, um ihre Fans weiter abzuzocken, hat Savas hier auch mit Berücksichtigung des Kollabos mit Azad ("One") und den "Freunden der Sonne" bisher reichlich wenig rausgebracht. Gut Ding will eben Weile haben.

Was anzumerken ist ist, dass Savas hier mittlerweile überhaupt nicht mehr das ist, was er zu Anfang seiner Karriere war. Sein Flow hat sich sehr stark verbessert und auch die pubertären und kindischen Texte ("LMS") sind fast völlig verschwunden. Die perfekte Gelegenheit also einen gereiften Rapper anzuhören.

Das wohl Auffälligste ist, dass "Tot oder Lebendig" mit seinen 12 Liedern ein vergleichsweise kleines Album geworden ist. Haben andere Rapper heutzutage mittlerweile mindestens 17 Tracks auf der Scheibe versehen, + einen Haufen Bonustracks + Pappschuber, Bling Bling und wasweißich, kommt Tot oder Lebendig hier mit gerade mal 12 Stücken, von denen 1 auch noch ein Intro und 1 ein Skit ist. Tja, und hier kommt die Stelle, die zeigt, dass das überhaupt kein Problem ist:

technisch zeigt Savas nämlich gleich auf Orakel, nicht nur wie sehr er technisch mittlerweile überzeugen kann, sondern auch - neben ein paar dämlichen Zeilen wie "ich würde mich niemals mit den Bösen versöhnen" - wie er Imagerapper sieht. Auch die Hook ist sehr gut geraten, es handelt sich hier - wer hätte das gedacht - darum, dass Savas sich selbst als Orakel ist, ein eigenes Aufspielen eben, aber ohne das Geprotze.

"Der Beweis" macht seinem Namen alle Ehre. Mit gewohnt herausragendem Flow zeigt Savas wieder, mit wem man es hier zu tun hat. Zurecht eigentlich. Technisch zwar nicht so glänzend wie mittlerweile Kollegah, aber durchaus lebhaft.

Gastparts sind mittlerweile kaum vorhanden. Während seine Alben sonst davon nur so sprudeln, hat Savas gerade mal zwei Features auf dem Album. Auf "On Top" ist Azad vertreten, das Lied kann sich mit den Stücken auf "One" messen. Der andere Gastpart ist von Moe Mitchell, der allerdings auf "Essah" lediglich die Hook singt.

Neben weiteren ausgefallenen Stücken wie "Mona Lisa", der Labelhymne "Alle schieben Optik" und dem schönen "Melodie", auf dem neben Moe Mitchell zudem noch Senna vertreten ist, haben wir das absolute Highlight gegen Ende mit "krank". Savas rappt sich hier außer Atem und macht unmissverständlich klar: wir sind krank! in gefühlt einem einzigen Atemzug zählt er auf, wie verdreht die Menschen heute sind, Sozialkritik in dreieinhalb Minuten.

"Tot oder lebendig". Ein Album das leider in den Veröffentlichungen und dem ganzen Promoscheiß zu dieser Zeit untergegangen ist. Anstelle ein paar weniger kindische Lieder sich anzutun, wollten die Leute sich lieber den Ärger zwischen Rappern antun. Erbärmlich, aber so ist das nunmal, Sensationsgeilheit geht immer noch über etwas Erwachseneres. Ich jedenfalls kann jedem nur raten, sich lieber dieses Album hier zu kaufen, anstatt den ganzen Müll der aktuellen Straßenrapper und was auch immer. Mit 10 Songs ist das Album vielleicht etwas mager geraten, aber allein "Der Beweis" hat mehr Rap in sich als ganze Diskographien manch einer Rapper.

Punkte: 9 / 10


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